und schlägt diesem Popanz den Seifenquast um die Ohren;
mit ungeheurer Entrüstung verwahrt er sich beispielsweise
gegen den Vorwurf, er habe in österreichischem Solde ge-
standen, den ihm niemand gemacht hat. Nur das hat Graefe
mit vollem Recht gesagt, daß Erzberger so gehandelt habe,
als ob er von unseren Feinden bezahlt würde. Entrustet
wirft Erzberger sich in seine Heldenbrust. Die deutschen Fürsten.
hätten sich am 9. November ganz unmännlich benommen
(„Wer war es, der neulich aus Weimar aueriß?“ ruft hier
Abgeordneter Dr. Heinze dazwischen und erregt dadurch den
Zorn des tapferen Matthias), die deutschen Feldherrn und
Staatsmänner hätten das Reich schon vorher in den Ab-
grund. geführt — „und wir haben unser Volk vor einem
Sedan bewahrt!“
Dann steigt endlich die große Seifenblase majestãtisch
schillernd in die Lüfte: das sogenannte Friedensangebot
der Entente vom August 1917, das von allen Berufenen
bei uns niemals als ein Friedensangebot angesehen worden
ist, sondern mur als ein plumper Versuch, uns aufs Elatteis
zu führen. Die „Enthüllung“ wirkt. Wilde Rufe erschallen.
Wer in dieser Versammlung weiß noch, daß Clemenceau
erklärt hat, niemale habe die Entente uns ein Frietßzens-
angebot gemacht? Wer denkt noch daran, daß die Ver-
nichtung Deutschlands vom ersten bis zum letzten Tage
das immer wieder ausgesprochene Ziel unserer Feinde war?
Zetzt stellt Erzberger es so dar, als hätten wir damals einen
Frieden mit Erhaltung nicht nur unserer Landeegrenzen,
sondern sogar mit besonderen Garantien in Belgien erhalten
können. Und niemand ruft „Elsaß-Lothringen!“ dazwischen.
Der leitende französische Staatsmann hat noch dieser Tage
gesagt, er habe 49 Jahre auf den Heimfall dieser Provinzen
gewartet. Er war auch im August vor zwei Jahren zu keinem
Verzicht bereit. Aber Erzberger hat heute einen glänzenden
246