sei und Schluß machen müsse; daß wir in ODeutschland hunger-
ten; doß die Entente militärisch besser stünde als wir, da sie
ja durch Wegnahme unserer Kolonien und durch Vordringen
in Mesopotamien viel mehr eraobert habe als wir; daß die
Antwort Wilsons (in der unser Schuldbekenntnis und unser
Wiedergutmachen in jeder Beziehung gefordert wurde) noch
sehr günstig für uns sei; und daß wir schleunigst die belgischen
Wüncsche der Feinde zu erfüllen bereit seien.
Oie Redaktion des „Nieuwe Rotterdamsche Courant“ be-
merkte dazu: „Das Belangreichste in der Rede ist vielleicht die
Erklärung, daß die Regierung vollständig in den Händen der
Friedenspartei ist. In jedem Falle sind diese Erklärungen
des augenblicklich einflußreichsten Mitgliedes des Reichstages
von mehr als gewöhnlicher Bedeutung.“
Für die Entente ging aus den Mitteilungen des hollän---
dischen Blattes vom 9. Oktober 1917 hervor, daß der „ein-
flußreichste“" Mann Deutschlands Sache für verloren gab;
dazu hatte sie als Beleg die ebenfalls von ihm stammenden
Enthüllungen über die politische Lage in Osterreich, die also
er selber verraten hat, während er in der Nationalversamm-
lung in Weimar noch anzudeuten wagte, es könne wohl die
Oberste Heeresleitung gewesen sein, die die Wiener Stim-
mungen durch die „NRhein#sch-Westfälische Zeitung“ in die
Offentlichkeit gebracht habe. Dieser Verrat Erzbergers
hat jede Möglichkeit eines Verständigungesfrie-
dens, falls sie überhaupt bestand, zertrümmert.
Wenige Tage nach dem Verrat konnte der französische Minister-
präsident auf der Führerkonferenz der Alliierten erklären,
die gesunkene Stimmung innerhalb der Entente habe sich
wieder gehoben, man habe nun Nachrichten, die den Endsieg
verbürgten. ODie Friedeneresolution des Reichstages vom
Zuli 1917 galt nun erst recht als Zeichen von Angst und
Schwäche. Erzbergers Wichtigtuerei und Eitelkeit, die die
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