Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

Fehrenbach ist freilich Rechtsanwalt, also Parteivertreter 
von Beruf — wird vollkommen ruiniert. Es wird bei seinem 
Verhalten noch soweit kommen, daß man sich demnächst sagen 
wird: in dem oder jenem Hause könne man keinen Besuch 
machen; da verkehrten ja Minister, Parlamentepräsidenten 
und äbnliche Leute. 
Gesetzgebungs-Hypertrophie 
Weimar, 19. August 
Das Parlament befindet sich in einem Zustand, den die 
Arzte als „dpsämische Verfettung“ bezeichnen würden. Hoch- 
rot und kurzatmig sitzt der Abgeordnete da, stiert vor sich hin, 
versteht nichts mehr und wird trotzdem mit Gesetzen genudelt, 
genudelt vom Morgen bis zum Abend. Eine Stichprobe für 
einige Tage hat ergeben, daß man täglich 6½ Pfund be- 
druckten Papiers vorgelegt bekommt. Oie Reichsabgabe- 
ordnung allein hat 440 Paragraphen. Es ist phosisch aus- 
geschlossen, dies alles auch nur zu schlucken, geschweige denn 
zu verdauen. Einige wenige Parlamentarier verschaffen sich 
einen Uberblick über einzelne Teile und reden dazu. Oie 
Masse stimmt besinnungslos ab. Um ein Haar wäre jüngst 
in einem Gesetz ein vollkommener Unsinn angenommen 
worden, weil im Oruck eine Zeile ausgefallen war und nie- 
mand von der Regierung, niemand von der Mehrheit es 
gemerkt hatte; erst ein Mitglied der Rechten verhinderte, als 
es zufällig darauf stieß, in zuvorkommender Art die Blamage. 
Es geht dem Parlament schließlich so, wie einst dem Ab- 
teilungekommandeur eines Feldartillerieregiments in Mainz, 
der apathisch alles unterschrieb, was ihm vorgelegt wurde, 
darunter eines Tages auch folgendes Schriftstück: „Ich er- 
307 20-
	        
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