Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

nicht so fernstehenden Abgeordneten, dem Herrn Waldstein, 
sagen lassen: dann sollten zunächst sie selber ihre persönlichen 
Verhandlungen mit einer ausländischen Regierung — ge- 
meint ist die Sobelsohn-Braunstein-Zoffesche russische — 
fortan nicht mehr im geheimen führen. 
Im allgemeinen wird das Notgesetz unverändert ange- 
nommen. In der lebhaften Oebatte über Einzelheiten stellt 
sich heraus, daß nicht alle Erwählten und Erleuchteten der 
Nation die deutsche Sprache so weit beherrschen, um zu 
wissen, was „einfache“ Mehrheit ist, so daß man zu den alten 
Begriffebestimmungen „relativ“ und „absolut“ zurückkehrt. 
Auch über die Bedeutung von „Zustimmung“ und „Ein- 
willigung“ wird gestritten. Der geistige Pegel der National-= 
versammlung steht nicht sehr hoch. Das merkt man am 
deutlichsten in den Berhandlungen hinter den Kulissen des 
Theaters, die endlich dazu geführt haben, daß die beiden 
größten bürgerlichen Fraktionen nun wirklich ihren Anteil an 
der „Reichsgewalt“ übernehmen. Man könne doch micht, so 
sagen sie, dem Auslande eine rein sozialistische Regierung vor- 
stellen. Dank dem Zentrum atmen nun vor allem die De- 
mokraten auf. Sie hatten schon kalte Füße bekommen. 
Friedrich der Vorläufige 
Weimar, 11. Februar 
Friedrich Ebert beißt unser Präsident. 
Zoll um Zoll ein Napoleon; ODritter natürlich, nicht Erster. 
Die gedrungene, kurzhalsige Gestalt, der Knebelbart, die 
Speckfalte im Nacken: Lui! Bloß hat er kein Steinleiden 
und braucht sich nicht männlich-braun anzuschminken. Er ist 
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