kerngesund. So einer, wie der große Julius Cäsar sie liebte:
„Laßt wohlbeleibte Männer um mich sein, die nachte gut
schlafen!“ Nbch heute geht sozusagen der Herb-frische Duft
von Zuchtenleder von ihm aus, das er früher verarbeitete.
Nun ist ihm von der Nationalversammlung die „vor-
läufige Reichsgewalt“ übertragen. Mit der Reichsgewalt
und der Wohnung im Schloß Bellevue und dem großen Ge-
halt sind er und unsere nunmehrige Lande#emutter ganz ein-
verstanden. Weniger mit dem Vorläufigen. Aber ESEberts
ehedem Intime bei den Unabhängigen, die ihn Friedrich den
Unüberwindlichen nennen, behaupten, sein Sitzfleisch sei das
Dauerhafteste an ihm. Wo er einmal sitze, da gebe es gleich
eine Opnastie. Daher auch das verzweifelte Bestreben des
verfassunggebenden Nationalversammlungemitgliedes Cohn,
an Stelle eines einzigen Präsidenten einen Fünf-Männer-
Ausschuß zu setzen. Oa könnte die Reichsgewalt doch wenig-
stens reihum gehen. Nach dem ABC natürlich. Und da
käme Cohns hohes C vor dem E unseres Ebert.
Nicht nur unsere Landkarten, sondern auch unsere Geschichts-
bücher stehen vor neuen Auflagen. Die Genealogen und
Biographen zücken schon den Bleistift, um festzustellen, daß
Friedrich der Vorläufige, der am 4. Februar 1871 in Heidel-
berg geboren wurde, schon gegen den Frankfurter Gewalt-
frieden Einspruch erhoben hat. Er war revolutionär schon in
den Windeln, Sozialist schon als Sattlerlehrling, das gegebene
Reichsoberhaupt schon als Brotwagenfahrer, Kneipwirt,
Gerichtssaalreporter.
Etliches wird man freilich verschweigen müssen. Zeder
große Mensch hat Momente der Schwäche. In einem solchen
Moment, am 22. Oktober 1918, hat. Ebert im Reichstage
gesagt: „Gelingt es den Herrschenden der feindlichen Länder,
uns einen bedingungslosen Frieden aufzuzwingen, dann
wird die deutsche Arbeiterklasse schwer getroffen; ihr
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