daß Talentierte emporstiegen, was heute Herr Cohn, wohl
nur aus Unwissenheit, leugnet. Der mecklenburgische Kantor-
sohn und Hütejunge Reyher, der als Sechzehnjähriger noch
vor dem Befreiungskriege in die Armee eintrat, brachte es
bis zum Chef des preußischen Großen Generalstabes. Im
Kriege war dieser spätere General v. Reyher, der Vorgänger
Moltkes, wegem Tapferkeit vor dem Feinde zum Leutnant
befördert worden. Nachher ging er daran, die großen Lücken
seines kaum elementaren Wissens in jahrelanger Arbeit aus-
zufüllen; dann konnte er seine Prüfungen bestehen und
weiterbefördert werden. «
Anders wird man es auch im neuen Heere nicht machen
können, Wenn man sich darauf beruft, daß die jetzige Re-
gierung doch auch aus Männern bestehe, die aus den untersten
Volksschichten stammen, und mit dieser Auslese der Tüchtigen
gebe es doch ganz gut, so täuscht man sich da in dreifacher
Hinsicht. Erstens wird die Hauptarbeit. nach wie vor von den
Fachleuten des alten Systems geleistet, ohne die jeder Minister
verraten und verkauft wäre. Zweitens sind die gefällten
Entscheidungen, die von unseren Selfmademen ausgehen,
wie beispielsweise von Erzberger in Trier, nicht immer gut,
sondern manchmal ein hilfloses Gestammel. Orittens sind
die heute Regierenden nicht als Gevatter Schneider und
Handschuhmacher auf den Amtesessel gekommen, sondern fast
durchweg erst nach jahrzehntelanger politischer Ausbildung
im Zeitungsberuf. Wenn nun also im neuen demokratischen
Heer ein Musketier nachträglich seine Fähnrichsprüfung macht
und später die Kriegsakademie mit Ekfolg besucht, so wird er
der Armee natürlich willkommen sein. Aber das alles sind,
zumal es sich noch nicht um das endgültige Heer handelt,
doch nur Nebendinge. Mannezucht vor allem brauchen wir. Die
ist durch die Revolution zerstört. Nun müssen die Revolutio-
näre selbst sie wiederberstellen — nach dem „alten“ Spstem.
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