§ 112. Das öffentliche Wegerecht. 465
(G. S. S. 299) für die Provinz Schleswig-Holstein mit Ausnahme des Kreises Herzogthum Lauenburg,
f) G. v. 7/7.1891 (G. S. S. 315) für Brandenburg, g) Ergänzungs-G., betreffend die Vorausleistungen
für Wegebauten v. 11/7. 1891 (G. S. S. 329) für den ganzen Umfang der Monarchie, h) G. v. 4/8. 1891
(G. S. S. 334) für die Rheinprovinz 7.
Ferner sind anzuführen das G. v. 4/5. 1892 (G. S. S. 182), betreffend Abänderung wegepoli-
zeilicher Vorschriften für die Provinz Schleswig-Holstein mit Ausnahme des Kreises Herzogthum Lauen-
burg (vgl. auch das G. v. 27/5.1887 für Frankfurt) und vor Allem die Wegeordnung für die Provinz
Sachsen v. 11/7. 1891 (G. S. S. 316), welche die gesammte Wegebaupflicht in dieser Provinz einheitlich
geregelt, jedoch das oben erwähnte G. v. 28/5. 1887 aufrecht erhalten hat.
Zur Wegeordnung für die Provinz Sachsen ist ergangen die V. v. 28/3. 1892, betreffend die
Feststellung der nach § 46 der Wegeordnung v. 11/7. 1891 zu gewährenden Jahresrente (G. S. S. 75)
und das G. v. 14/7. 1892, betreffend die Ablösung der auf Grund des § 46 der Wegeordnung v.
11/7. 1891 seitens des Staates zu zahlenden Rente (G. S. S. 213).
Abgesehen von den soeben erwähnten neueren Gesetzen kommen für das Wegerecht folgende Be-
stimmungen in Betracht: 1. das A.L.R., welches in Th. II Tit. 7 §§ 371, 38—44 von den Gemeinde-
wegen und in Th. II Tit. 15 §§ 1, 13—17, 23 u. 24 von den Land= und Heerstraßen handelt; jedoch
die Bestimmungen über die Heer= und Landstraßen nur in Ermangelung besonderer Provinzialgesetze
über die Wegebaulast zur Anwendung kommen läßt 2), 2. der code civil Art. 538, 649, 650 im Be-
zirke des ehemaligen Appellationsgerichtes Köln; auch diese Vorschriften gelten nur subsidiär 5), 3. im
vormaligen Königreiche Hannover das G. v. 28/5. 1851 über Gemeindewege und Landstraßen, und
das Chaussee-G. v. 20/6. 1851 mit mehreren Novellen v. 5/3. 1871 (G.S. S. 153), 19/3. 1873 (G.S.
S. 129), 26/2. 1877 (G. S. S. 18) u. 9/1. 1878 (G.S. S. 78) u. die 88 2 u. 114 hann. Kr.O., 4. in
der Provinz Schleswig-Holstein die Wegeverordnung v. 1/3. 1842 nebst Patent v. 27/12. 1865
und der Nov. v. 26/2.1879 (G. S. S. 94) u. die §§ 150, 151 schlesw.-holst. Kr. O.; lauenburg. Wege-O.
v. 7/2. 1876 für den Kreis Herzogthum Lauenburg, 5. im Regierungsbezirke Kassel besteht kein ein-
heitliches Wegerecht, sondern sind nur einzelne spezielle wegegesetzliche Vorschriften vorhanden, die durch
die gerichtliche und Verwaltungs-Praxis fortgebildet sind, außerdem gelten d. G. v. 16/3. 1879, betreffend
die Wegegesetze im Regierungsbezirke Kassel (G. S. S. 235 ff.) u. die §§ 115, 116 Abs. 4 hess.-nass. Kr.O.,
6. im vormaligen Herzogthum Nassau: Landeschausseen-Ed. v. 22/3. 1848; V. v. 2/10. 1862 ), 7. in
den vormaligen großherzoglichen hessischen Landestheilen G.G. v. 4/7. 1812 und 6/11. 1860
8. in den hohenzollern'schen Landen: G. v. 5/1. 1878 (G.S. S. 5).
II. Oeffentliche Wege — im Gegensatze zu Privatwegen — sind diejenigen, welche
zu allgemeinem Gebrauche dienen und demselben kraft Privatrechtes nicht entzogen werden
können (vgl. hann. G. v. 28/5. 1851, Wege-O. f. d. Prov. Sachsen v. 11/7. 1891 § 1)5).
1) Aehnliche Bestimmungen enthalten die Wegeordnung für Lauenburg v. 7/2. 1876 (§ 24), das
G. v. 26/2. 1877 für Hannover (§ 421), das G. v. 16/3. 1879 für den Regierungs-Bezirk Kassel (87).
2) Zu den wichtigeren im Geltungsgebiete des allgemeinen Landrechtes in Kraft befindlichen
partikulären Wegeordnungen gehören: in Ostpreußen das Provinzialrecht v. 1801, Zus. 226; in
Westpreußen das Provinzialrecht § 68 und Wegereglement v. 4/5. 1796; in der Kurmark das
Ed. v. 18/9. 1792, ausgedehnt auf die Neumark durch V. v. 18/6. 1808; in Pommern Wege-
reglement v. 25./6. 1752, in Neuvorpommern Reglement v. 21/5. 1708 und V. v. 14/8. 1777; in
Posen V. v. 21/7. 1843 (M.Bl. f. d. i. V. S. 348), Regulativ v. 27/12. 1875 (G. S. 1876 S. 23)
und G. v. 21/6. 1875 (G.S. S. 324); in Schlesien Wegereglement v. 11/1. 1767. — Eine aus-
führliche Darstellung des zersplitterten Rechtszustandes enthalten die Motive des im Jahre 1875 vor-
gelegten Entwurfes einer allgemeinen Wegeordnung. A.H. Sten.-B. Anl. Bd. I, Nr. 24 (S. 305—326).
3) Der c. c. bestimmt nämlich im Art. 538, daß alle auf Kosten des Staates zu unterhaltenden
Wege und Landstraßen als Eigenthum des Staates zu betrachten sind und in den Art. 649 u. 650,
daß zu den zum gemeinen Besten oder zum Vortheile einer Gemeinheit festgesetzten gesetzlichen Servituten
auch diejenigen gehören, die den Straßenbau und die Straßenverbesserung zum Gegenstande haben,
und daß Alles, was auf diese Art von Dienstbarkeiten sich bezieht, in besonderen Gesetzen und Ver-
ordnungen geregelt ist. Daraus ergiebt sich, daß im Geltungsgebiete des code civil die für die ver-
schiedenen Landestheile erlassenen Wegegesetze noch in erster Linie in Betracht kommen.
4) Im Kreise Meisenheim ist die hessische V. v. 9/7. 1838 noch in Kraft (V. v. 20/9. 1867,
§ 31 G.S. S. 1534).
5) Nach § 1 Abs. 2 der Wegeordnung für die Provinz Sachsen heben Beschränkungen des allge-
meinen Gebrauches nach der Eigenschaft der Wege als Fahr= oder Fußwege oder nach der besonderen
Bestimmung derselben als Mühlen-, Kirchen-, Schul-, Waldzufuhrwege u. s. w., die Eigenschaft der
Wege als öffentlicher nicht auf.
Handbuch des Oeffentlichen Rechts II, Zweite Auflage: Preußen. 30