Full text: Deutsche Wappenrolle.

der Kurfürst dieses halberstädtische Lehen dem Grafen von Sayn 
und Wittgenstein und Braunschweig hatte das Nachsehen, doch 
behielt es das Wappenbild im Schilde, als Protest gegen diese 
Occupation. 
Die Grafen von Zawserberg (Lutterberg, von Lutter oder 
Lüder, soviel wie Lothar) waren ein Zweig der alten Scharz- 
feld, deren Veste 1156 von Heinrich dem Löwen durch Tausch 
vom Kaiser Friedrich I. erworben worden war. Die Grafen ge- 
rieten dadurch in eine untergeordnete Stellung zu den Welfen. 
Als 1397 das Geschlecht erlosch, fiel Scharzfeld - Lauterberg 
an Herzog Friedrich von Braunschweig-Grubenhagen, der die 
Grafschaft 1402 an Hohnstein verpfändete. 
1456 wurde Hohnstein mit Lauterberg belehnt; nach dem 
Erlöschen der Hohnstein fiel das Gebiet an Braunschweig zurück. 
In alten braunschweigischen Siegeln erscheinen am Helme von 
Lauterberg drei Pfauenfedern als Kleinod. 
Heinrich II. von Wildeshausen-Bruchhausen (} 1234) war 
der Stammvater der beiden Linien Neu- und Alt-Bruchhausen 
gewesen, dessen Schild und Kleinod aus nebenstehender Zeich- 
nung zu ersehen ist. (Fig. 115.) 
  
Fig. 115. Aus einem Siegel Heinrichs III. von Wildeshausen-Bruchhausen. 
Am 15. Februar 1338 wurde von Helene, der Erbtochter 
von Alt-Bruchhausen, Gemahlin des Grafen Nikolaus von Tecklen- 
burg, Alt-Bruchhausen an die Grafen Gerhard III. und Johann I. 
von /oya verkauft. Gerhards Sohn erwarb am 5. Februar 1384 
von Graf Gerhard Il. von Neu-Bruchhausen dessen Besitzungen. 
Für Alt-Bruchhausen wurde von den Grafen von Hoya 
das Wappen der Edien von Bruchhausen (nicht der Grafen 
Wildeshausen-Bruchhausen), ein blau-silberner Ständer in das 
Wappen gesetzt, nachdem der letzte dieses Geschlechtes (Ludolf) 
seinen Besitz bereits am 17. März 1301 an Hoya verkauft 
hatte. Neu-Bruchhausen führt das Wappen der Grafen Wildes- 
hausen-Bruchhausen, das Feld von Rot und Silber dreimal geteilt. 
Das Helmkleinod von Alt-Bruchhausen zeigt zwei von Blau 
und Silber übereck geteilte Büffelhörner, von Neu-Bruchhausen 
sieben, auch vierzehn, nach alten braunschweigischen Siegeln 
zehn Fähnchen, von Rot über Silber geteilt. Die Teilung der 
Fähnchen nach dem Schildbilde würde uns richtiger erscheinen. 
Die Helme der beiden bruchhausenschen Wappen trugen 
keine Helmkronen, sondern Wülste. Als am 25. Februar 1582 
mit Otto VII. die Grafen von Hoya ausstarben und der Besitz 
an Braunschweig fiel (Jobst I. von Hoya hatte 1512 infolge 
einer unglücklichen Fehde seinen ganzen Besitz von Braun- 
schweig zu Lehen nehmen müssen), wurden im braunschweigischen 
Wappen die Kleinode von Alt- und Neu-Bruchhausen auf einen 
Helm vereint, so wie sie heute noch geführt werden. Im 
Jahre 1595 kam noch das Kleinod von Hoya dazu, zwei aus 
der Heimkrone wachsende Bärentatzen. Vier Jahre darauf wurde 
dieses Kleinod von Hoya wieder selbständig geführt, die Helm- 
krone blieb aber dem bruchhausenschen Doppelkleinode erhalten. 
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Aus dem Geschlechte der Grafen im Harzgau führte bereits 
Ippo 1008 den Titel eines Grafen von Blankenburg und Regen- 
stein (Reinstein.. Um die Mitte des XII Jahrhunderts wurden 
diese Besitzungen zwischen den Söhnen des Grafen Poppo ge- 
teilt; Siegfried II. erhielt Blankenburg, Konrad I. Regenstein 
dessen Linie aber bereits mit Konrad II. 1246 erlosch. Regen- 
stein wurde von den Grafen von Blankenburg aufgeerbt, deren 
Linie Blankenstein-Regenstein-Heimburg mit dem Grafen Johann 
Ernst am 4. Juli 1599 ausstarb. 
Die Welfen besassen über das Gesamtgebiet als Erben der 
supplingenburgischen Güter das Obereigentum und Herzog Hein- 
rich Julius machte sofort von diesem Rechte Gebrauch. Die 
Burg Regenstein oder Reinstein fiel aber nicht an Braunschweig, 
sondern verblieb im Besitze des Bistums Halberstadt und kam 
später an die bayrischen Tättenbach, die sich Grafen von Rein- 
stein und Tättenbach schrieben und die Wappenbilder von Rein- 
stein und Blankenburg führten. 
Das Herzoglich braunschweig-lüneburgische Wappen besitzt 
zwei verschiedene Arten von Schildhaltern, Löwen und wilde 
Männer. 
Schon in einem Siegel des Herzogs Magnus I. vom Jahre 
1326 findet sich der schreitende Löwe, wie ihn Heinrich der 
Löwe geführt, zwar nicht als eigentlicher Schildhalter, wohl 
aber als Schildträger benützt. Der Löwe trägt den Schild auf 
der Brust, den Helm über den Kopf gestülpt. Mit Beginn des 
XVI Jahrhunderts werden in den Siegein Schildhalter sehr 
häufig sichtbar und zwar benützt die Braunschweiger Linie 
mit Vorliebe Engel,. die Lüneburger Linie Löwen als Schild- 
halter. 
Wie Archivar J. H. Hoffmann (7 1682) in seinem »Ehren- 
kleinod des Braunsch. Lünebg. Hauses« berichtet, wäre der eine 
der schildhaltenden Löwen golden, der zweite blau tingiert ge- 
wesen. 
Die Waldmänner mit Keulen, auch mit entwurzelten Tannen- 
bäumen in den Händen, waren ursprünglich Symbole des Harzes 
gewesen, und erscheinen auf Münzen, die daselbst geschlagen 
worden sind. 
Später wurden sie als Schildhalter neben den herzoglichen 
Schild gestellt, bei welch neuer Dienstleistung wir sie nament- 
lich in den grossen Staatssiegeln der Wolfenbütteler Linie häufig 
antreffen. In den kleinen Staatssiegeln wurden dagegen die 
Löwen weiter benützt. 
Herzog Ludwig Rudolf (1731— 1735) kombinierte die beiden 
Arten von Schildhaltern, Karl Wilhelm Ferdinand (1780—18c6) 
stellte die eine Figur rechts, die andere links neben den Schild. 
Im kleinen Siegel Herzog Wilhelms (} 1884) waren gekrönte 
Löwen, im grossen wilde Männer und liegende, ungekrönte 
Löwen als Schildhalter resp. Schildwächter angebracht. 
Ueber die Farbe des Devisenbandes existiert keine voll- 
kommen verlässliche Angabe. Wir gaben dem Bande blau- 
goldene Tinktur, erstens, weil blau und gelb die braun- 
schweigischen Landesfarben sind, und zweitens der Wahlspruch 
dem Guelphen (Welfen) - Orden entnommen ist, der ebenfalls 
diese beiden Farben zeigt. 
In Siebmachers Wappenbuch, ebenso in der Abbildung, 
die Dr. H. Böttger seiner Geschichte über das braunschweigische 
Wappen beigegeben hat, erscheint allerdings das Devisenband 
in weisser Farbe, doch sind beide Abbildungen, was Zeichnung 
und Tinkturen anbelangt, nicht besonders gelungen. Der Vor- 
stand des herzogl. Landeshauptarchives hält unsere Tingierung 
des Devisenbandes für nicht unbegründet.
	        
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