Full text: Deutsche Wappenrolle.

Um den Schild gehängt, erscheint der Militär- Verdienst- 
orden, gestiftet 1759 und der aus dem 1702 gestifteten Jagd- 
orden 1807 geschaffene goldene Adler-Orden. 
Im Jahre 1818 wurde aus dem Adlerorden der Orden der 
Wärttembergischen Krone gebildet. Auch der Militär-Verdienst- 
orden erfuhr 1818 eine Umwandlung. 
Im Staatswappen von 1806 erscheinen die beiden Orden 
noch in ihrer alten Form. 
Der Milttär-Verdienstorden besteht aus einem gekrönten, 
weissen, goldbordierten, achtspitzigen Kreuz mit Kugelenden und 
goldenen Strahlen; Medaillon blau, Bord, Namenszug (FR) und 
Krone sowie die Devise »BENE MERENTIBUS« (den Wohl- 
verdienten) in den Kreuzarmen von Gold. Er hängt an einem 
gelben Bande mit schwarzen Bordstreifen. 
Der goldene Adlerorden zeigt ein achtspitziges, gold- 
bordiertes, rotes Kreuz, goldene Jagdhömer in den kleinen, 
goldene Adler in den grossen Winkeln. Das Medaillon ist grün 
mit goldener Borde und goldenem, gekröntem Namenszug (FR). 
Die Collane wird aus goldenen Adlern und grünen Medaillons 
gebildet, die abwechselnd Jagdhörner und die obige Chiffre zeigen. 
Ob diese alten, nicht mehr existierenden Formen der beiden 
Orden im Familienwappen noch zu führen seien, ist eine Frage, 
deren Beantwortung 1828 vergessen wurde. 
So wie unsere Abbildung das Wappen darstellt, führt es 
der etwaige Kronprinz; die königlichen Prinzen und Prinzes- 
sinnen führen das gleiche Wappen, aber -ohne die Krone auf 
dem Herzschilde. Den anderen Prinsen und Prinzessinnen ent- 
spricht dasselbe Wappen, aber statt der Königskrone erscheint 
oben am Mantel ein Herzogshut. 
Dieses komplizierte Familienwappen wird von den Mit- 
gliedern des königlichen Hauses seit langer Zeit nicht mehr 
geführt ; sie beschränken sich auf den Herzschild mit entsprechen- 
der Krone und benützen die Prachtstücke des Wappens ohne sich 
an eine bestimmte Norm zu halten. 
Das Staatswappen vom Jahre 1817, ein treffliches Beispiel 
um zu zeigen, wie man ein Wappen nicht aufreissen soll, wäre 
einer Umgestaltung dringend bedürftig, da es weder den histo- 
rischen, noch den heraldischen Anforderungen halbwegs ent- 
spricht. Sollte es einmal gelingen, an massgebender Stelle eine 
Neuschaffung des Staatswappens durchzusetsen, könnte gleich- 
zeitig auch eine Regelung der Führung sowie eine Um- 
gestaltung, respektive Vereinfachung des Familienwappens in 
Vorschlag gebracht werden. 
Herzog Wilhelm von Württemberg (f 1830) vermählte sich am 
23. August ı800 mit Wilhelmine Freiin von Tunderfeldt (} ı822). Die 
Nachkommen aus dieser Ehe, die Grafen von Württemberg sind nicht 
successionsfähig und teilten sich später in mehrere Linien. Den Herzögen 
von Urach (Grafschalt Urach wurde 1265 erworben; eine Linie der 
Grafen v. W. führt derzeit den ‚Titel »Herzöge v. U.«) und von Teck 
(1495 wurde Titel und Wappen dem Hause Württemberg von Kaiser 
Max I. zugesprochen. 1863 erhielten die Nachkommen aus der Ehe Herzogs 
Alexander v. W., 1885, mit Claudine Gräfin Rhedey, f 1841, den Titel 
»Herzöge von Tecke) hatKönigKarlI. (1864— 1891) eigene Wappen verliehen. 
Urach führt den gespaltenen Württembergischen Schild, sowie den 
Württembergischen Helm mit Kleinod (siche Fig. 120), aber mit etwas ab- 
weichenden Tinkturen: Das Band am Horne ist blau, die Federn blau, 
silbern und rot tingiert; die Decke schwarz-golden. Der schildhaltende 
Löwe ist hier ungekrönt, die rechten Vorderpranken aller Löwen im 
Wappen sind rot, der Hirsch golden tingiert. 
Teck führt ebenfalls den Württembergischen Schild wie Urach, an 
der Herzstclle mit den Wappen von Teck belegt; am Helme mit schwarz- 
goldener Decke das teck'sche Kleinod, einen von Gold und Schwarz 
geweckten Brackenkopf.- 
Das Kleinod der alten Tecks war nach der Züricher Wappenrolle 
ein schwarz-gold quergestreifter Schwanenhals mit Pfauenfedern besteckt. 
Die Schildhalter, die hier auf einem Bande fussen (Devise »Ver- 
trau auf Gott«), sind dieselben wie bei Urach, nur trägt der Hirsch 
nicht goldene, sondern braune Tinktur, Beide Schilde stehen unter pur- 
purnen, hermelingefütterten Mänteln, die aus Herzogskronen herabfallen. 
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Herzog Ernst (aus der katholischen Linie der Herzöge von Würt- 
temberg), f 1868, hatte sich zu Hamburg, ı8. August ı860, mit Anna 
Kath. Natalie Eschhorn morganatisch vermählt. Am zı. August d. ]J. 
wurde der Dame der Adelstand von Grünhof« mit folgendem Wappen 
verliehen: 
Schild geviert; ı und 4: in Grün eine goldene Harfe in Form 
eines y, 2 und 3: in Silber zwei zu einem Kranze gebogene, unten sich 
kreuzende, grüne Oelzweige; der gekrönte, goldene Helm mit erün- 
silberner Decke trägt zwischen den Oelzweigen die umgewendete Harfe. 
Die Hoflieferanten führen das grössere Staatswappen. 
Die Herren Gch. Archivrat Dr. v. Stälin, sowie Archivrat O. v. Alberti 
waren so [rcundlich, uns durch Bekanntgabe einiger historischer Notizen 
bei der Bearbeitung des Württembergischen Wappens zu unterstützen. 
Das Wappen der alten Grafen von Wirtenberg oder Wirtem- 
berg, erst später » Württemberg« geschrieben (seit 1495 Herzöge), 
die drei Hirschstangen finden sich zum erstenmale in einem Siegel 
des Grafen Konrad an einer Urkunde von 1228. In der Kopie einer 
Urkunde vom Jahre 1238, wahrscheinlich zu Ende des XV. Jahr- 
hunderts angefertigt, erscheint auch eine Zeichnung des Siegels 
dieser Urkunde eingetragen, die drei Türme auf einem Drei- 
berge zeigt. Die Legende lautet: 
+ SIGI COMITIS VDALRICI IN WIRTENBERG. 
Die drei Warttürme auf dem berge könnten vielleicht ein 
»redendes« Bild von Wirtenberg sein. (Fig. 118.) 
  
  
Fig. 119. Siegelbild Ulrichs 
von Wirtenberg. 
(1238). 
Fig. 119. Württemberg. 
(Züricher Wappenrolle.) (c. 1330.) 
Sollten diese drei Türme auf dem Berge wirklich das ursprüng- 
liche Stammwappen des Württembergischen Hauses gewesen sein, 
so drängt sich uns unwillkürlich die Frage auf, woher das spätere 
Wappen, die schwarzen Hirschstangen im goldenen Felde stammen. 
Auch hiefür gäbe es eine Erklärung. Graf Hartmann I., 
der Vater des oben angeführten Konrad, hatte eine Erbtochter 
der Grafen von Veringen geheiratet, deren Geschlecht ebenfalls 
drei .Hirschstangen im Wappen führte, und es ist nicht aus- 
geschlossen, dass Württemberg mit Bezug auf das grosse Erbe 
auch das Wappen der Veringen angenommen hätte. Veringen 
führte, wie Konrad v. Mure in seinem Clipearius (um 1250) be- 
richtet, drei schwarze Flirschstangen 
im goldenen Felde. 
Später wurden die Hirschstangen 
von den Veringen in roter Tinktur 
‚getragen, wahrscheinlich nach Been- 
digung des Streites, der über das Erbe 
entstanden war. 
Das Helmkleinod, ein rotes, gold- 
beschlagenes Hüfthorn mit goldenem 
Bande, findet sich zum erstenmale unter 
Ulrich IH. (1327). Die Decke ist rot 
und golden gefärbt. Die Züricher Wap- 
penrolle zeigt dasselbeBild. (Fig. 119.) 
Die drei Federn, rot-silbern-blau, 
finden sich dagegen weit später, erst 
unter Eberhard d. j. (IV.) 1417—1419, 
im Mundloche des Hornes (Fig. 120); 
‘ 
  
Fig. 120. Späteres Wappen der 
Grafen von Württemberg.
	        
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