Full text: Deutsche Wappenrolle.

Das Herzogtum Wenden war jener Teil Pommerns, der 
links der Peene und an der Tollense liegt, ungefähr der heutige 
Reg.-Bez. Stralsund (ohne Rügen) und Kreis Demmin. 
Im Wappen der pommerschen Herzöge wurde dieses Ge- 
biet durch den roten pommerschen Greif, aber mit grünen Quer- 
oder Schrägstreifen versehen, symbolisiert. 
Das Hereogtum Kassuben, die Kaschubei (von Kazha = 
Pelzrock) ist mit dem östlichen Teile Hinterpommerns (Köslin, 
Lauenburg, Bütow u. s. w.) identisch. 
Das Wappen von Kassuben, der schwarze Greif in Gold, 
ist das alte Wappenbild der Linie Pommern-Wolgast und wurde 
1530, anlässlich der Belchnung zu Augsburg, der seit 1529’ reichs- 
unmittelbaren pommerschen Herzöge dem Herzogtum Kassuben 
beigelegt. 
Das Fürstentum Rügen (Insel und Fürstentum Barth am 
Festlande) kam infolge des mit Pommern-Wolgast am 5. Mai 1321 
abgeschlossenen Erbvertrages nach dem Tode des letzten Fürsten 
von Rügen, Wizlaws II. (Fı325) an Pommern. (Wizlaws II. 
Schwester, Margarethe, war mit Bogislaw IV. von P.-Wolgast 
vermählt.) 
Die ursprüngliche Form des Wappens von Rügen findet 
sich im Siegel des Fürsten Wizlaw I. (1218--1249) mit der 
Legende: »FSIGILLVM - DOMINI : WISCEZLAVIL« Der Schild 
ist quergeteilt, und zeigt oben einen gekrönten, wachsenden 
Löwen, oAne Doppelschweif, unten drei abgetreppte Sparren. 
In späteren Siegeln erscheint dann nur mehr ex drei- 
stufiger Sparren, auch die Krone ist nicht immer zur Anwendung 
gebracht. Nachdem aber gleichzeitig auch der Greifin Verwendung 
war, so dürfte wahrscheinlich das ursprüngliche Stammwappen der 
rügischen Fürsten gleich wie bei den Pommern und Mecklen- 
burgern ein Greif gewesen sein; der Löwe wäre vielleicht aus 
dem Wappen Dänemarks abzuleiten, dessen Lehensträger die 
Fürsten von Rügen seit 1169 gewesen waren. 
Das Fürstentum Kammin (Kamin = Stein) entstand aus dem 
im Jahre 1138 zu Julin (Wollin, Vineta der Sage) von Wartis- 
law I. gestifteten, nach Zerstörung der Stadt durch die Dänen 
1175 nach Kammin verlegten Bistume, das seit 1536 lutherisch, 
im westfälischen Frieden 1648 säkularisiert worden war. Das 
Gebiet des Bistums wurde 1669 als weltliches Fürstentum und 
deutsches Reichslehen an Kurbrandenburg abgetreten und von 
diesem mit Hinterpommern vereint. 
I5 
  
Die Wappenfigur des Bistums war nach dem Siegel des 
Bischofs Johann von Oppeln (1394) ein einfaches, gleicharmiges, 
schwebendes Kreuz; es wurde nach der Beschreibung des Leichen- 
begängnisses Herzogs Ulrichs von Pommern (}1622) silbern 
im roten Felde geführt. Schon unter den pommerschen Her- 
zögen als »Bischöfe von Kammin« (1556—1648) erhielt das 
Kreuz breite Enden (Tatzenkreuz). Bei Aufnahme in das Staats- 
wappen des neuen Königreiches Preussen bekam es 1701 lilien-, 
1702 ankerförmige Enden, wie sie heute noch geführt werden. 
Das grössere Wappen der Provinz Poser führt im silbernen 
Schilde den preussischen Adler, dem auf die Brust ein roter, 
mit goldener Laubkrone gekrönter Schild mit einem gold- 
gekrönten und bewehrten silbernen Adler gelegt ist. Der ge- 
krönte Spangenhelm mit rot-silberner Decke trägt als Kleinod 
den wachsenden Adler des Brustschildes. Der Ritter mit roten und 
weissen Helmfedern hält die mit rot-silbernenSchnüren geschmückte 
Provinz-Standarte, in der sich das Schildbild wiederholt, 
Im mittleren Wappen der Provinz trägt der Schild eine 
Grosshersogskrone. (Krone mit 5 Bügeln, zur Hälfte mit Sammet 
gefüttert, siehe Tafel XII.) 
Das #letine Wappen der Provinz entspricht der angegebenen 
Schablone. 
Durch die erste Teilung Polens, 1772, erhielt Preussen vom 
Königreiche Polen ausser Westpreussen noch den Netzedistrikt; 
bei der zweiten Teilung, 1793, ausser Danzig und Thorn, die Ge- 
- biete von Posen, Gnesen, Kalisch, Kujavien, Lentschiz, Sieradz 
und Teile der Woiwodschaften Krakau, Rawa und Plock. Zwei 
Jahre darauf, bei der dritten Teilung, kamen noch die Gebiete 
von Masovien, Warschau und Bialystock dazu. Zur Zeit Napo- 
leons I., im Frieden zu Tilsit, 1807, ging das meiste davon verloren, 
doch kamen, 1815, Posen, Gnesen, Kalisch, Kujavien, Danzig und 
Thorn wieder zurück. 
Die polnischen Lande, mit Ausnahme von Danzig und 
Thom, die man zu Westpreussen schlug, wurden laut Aller- 
höchster Kabinettsordre vom 9. Januar 1817 zu einem Gross- 
hersogtum Posen vereint. 
Das zur selben Zeit erfundene Wappen dieses Grossherzog- 
tums zeigt das alte Wappen des Königreiches Polen, den ge- 
krönten, silbernen Adler im roten Felde, auf der Brust des 
preussischen Adlers.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.