merksam gemacht, dass Preussen den Löwen nicht zehnfach,
wie die Landgrafen von Hessen, sondern nur achtfach gestreift
im Schilde führt. Das Helmkleinod, die Büffelhörner mit den
Lindenstäben, ist dasselbe, das die alten Landgrafen von Thüringen
und die von Hessen geführt hatten; siehe näheres bei Sachsen,
Tafel VID.
Das Wappen des Fürstentums Fulda entspricht jenem, das
von dem gleichnamigen Bistume geführt wurde. Fulda war ur-
sprünglich eine Benediktiner Abtei (gegr. 744), die 1752 zu
einem Bistume erhoben wurde. Infolge des Friedens von Lüne-
ville, 1801, säkularisiert, wurde Fulda als Fürstentum nebst
anderen Gebieten 1803 dem Erbprinzen von ÖOranien-Nassau-
Dietz als Entschädigung für die ihm in Holland genommenen
Güter gegeben. Nach dem Ende der französischen Invasion fiel
Fulda an Preussen, welches das Gebiet sofort gegen andere Güter
an Kurhessen abtrat.e Am 31. Januar 1816 wurde Fulda von
Kurhessen zu einem Grossherzogtum erhoben. 1866 fiel es
wieder an Preussen zurück und wurde 1873 unter dem früheren
Titel eines Fürstentums in das Staatswappen aufgenommen.
Das schwarze Kreuz von Fulda kommt in alten Dar-
stellungen glatt oder auch facettiert. vor und wird jetzt von
Preussen glatt, von den Landgrafen von Hessen facettiert ge-
führt. (Siehe Fig. 34.)
Das Wappenbild des Fürstentums Nassau ist, abgesehen
von einer kleinen Veränderung in der Form der Schindeln, das-
selbe, das die Herzöge von Nassau geführt hatten und das heute noch
mit einigen Zuthaten das Königreich der Niederlande repräsentiert.
Die Grafen von Lurenburg (auch Laurenburg) erbauten in
der ersten Hälfte des XII. Jahrhunderts das Schloss Nassau an
der Lahn, und nennen sich am Schlusse des XII. Jahrhunderts
nach diesem Besitze, Das ursprüngliche Stammwappen war ein
Löwe, dem später zum Unterschiede von anderen gleich tingierten
Löwenwappen, goldene Schindeln beigegeben wurden, die
meistens senkrecht stehend in den Siegeln zu sehen sind, so bereits
in einem Siegel Heinrich des Reichen vom Jahre 1246. Der Löwe
ist ungekrönt, das Feld mit 6 Schindeln gemustert. — Die zwei
Söhne dieses Grafen Heinrich von Nassau stifteten zwei Haupt-
linien, die Walramische und Öttonische Linie, von denen die
erste heute durch den Grossherzog von Luxemburg, die zweite
durch die Königin der Niederlande repräsentiert wird. Walram
erhielt bei der Teilung des väterlichen Erbes (1255) die halbe
Grafschaft Nassau, sowie den alten Laurenburgischen Besitz
Idstein, ferner Wiesbaden und Weilburg; Otto die andre Hälfte
der Grafschaft, ferner Dillenburg, Siegen u. s. w. Der Löwe
war ursprünglich stets ungekrönt, erst im XV. Jahrhunderte
begann die Walramische Linie den Löwen gold oder auch rot
zu krönen. Anlässlich der Erbeinigungskonferenzen zwischen
den beiden Hauptlinien zu Bad Ems vom 7 Juli bis 2 August
1783 wurde festgesetzt, dass der nassauische Löwe rot bewehrt
und rot gekrönt werden solle. Ebenso wurde in echt bürau-
kratischer Weise die Anzahl der Schindeln (2, 2, 2, I) fixiert.
Das erste Helmkleinod findet sich in einem Reitersiegel Ger-
lachs aus der Walramischen Linie (1344). Es ist ein Faltfächer
(Waele) ganz in der Form eines antiken Helmkammes; in anderen
Siegeln erscheint ein gewöhnliches Faltfächerkleinod am Helme.
Im Siegel Johanns I. von Nassau-Dillenburg der ottonischen
Linie, (1394) erscheint als Helmkleinod ein Flug, in einer
Querreihe mit Lindenblättern behangen. Im Siegel Johann V,
aus derselben Linie (1481) ist der Flug mit einem Schrägbande
überzogen, in dem vier Lindenblätter hängen. Der Flug war
schwarz, das Band silbern und die Blätter golden tingiert. Die
Nassau-Beilsteins derselben Hauptlinie führten dasselbe Kleinod.
Am 3. Dezember 1353 liessen sich die beiden Brüder Adolf
und Johann von Nassau, aus der Walramischen Linie, von ihrem
Onkel Ruprecht, Pfalzgrafen bei Rhein und Herzog in Bayern, mit
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dessen Helmkleinod belehnen: »zwei hornner von irm wappen
von Nassow . ... vnd da tuschen (zwischen) eyn guldin lewen«
— (Siehe das bayrische Kleinod, Figur 38.)
1806 wurde das nassauische Gebiet der walramischen Linie,
die dem Rheinbunde beigetreten war, zu einem Herzogtume er-
hoben. Die ottonische Linie weigerte sich dem Bunde beizutreten
und verlor dadurch ihre nassauischen Besitzungen, die 1815 an die
walramische Linie fielen. Die ottonische Linie wurde dafür mit
Luxemburg entschädigt, jedoch mit dem Nachfolgerecht der
walramischen Linie.
Adolf von Nassau, aus der walramischen Linie, — die Ottonen
hatten mit Wilhelm Friedrich 1815 die Krone der Niederlande
erhalten, — verlor durch seinen Anschluss an die Gegner Preussens
im Jahre 1866 seine Lande. Durch Vertrag vom 22. September
1867 leistete Herzog Adolf, gegen eine Abfindungssumme von
25'/, Millionen Mark, auf Nassau Verzicht. Durch Jen Tod
König Wilhelms Ill. von den Niederlanden, 1890, erhielt der Herzog
gemäss des Nachfolgerechtes vom Jahre 1815 das Grossherzog-
tum Luxemburg.
Das Wappen der Herrschaft Frankfurt am Main, die 1866
an Preussen kam und laut Allerhöchstem Erlass vom 7. Dezember
1868 mit der Provinz Hessen-Nassau vereinigt wurde, gleicht
im grossen ganzen dem Wappen der alten, freien Stadt Frank-
furt, nur wird im preussischen Wappen der Adler osne Krone
geführt.
Frankfurt (Franken-furt), das bereits anno 794 urkundlich
nachweisbar ist, erwarb sich 1245 seine Reichsunmittelbarkeit,
und führte schon damals den ge£rörter, silbernen Adler im roten
Felde, wie er heute noch von der Sad! Frankfurt geführt wird.
Das grössere Wappen der Provinz Xkeinland, (Niederrhein,
Rheinprovinz) führt im silbernen Schilde den preussischen Adler,
die Brust mit einem, von einer goldenen Laubkrone gekrönten,
. grünen Schildchen belegt, das einen silbernen Schrägrechts-Fluss
(Rhein) zeigt.
Der gekrönte Spangenhelm mit grün-silberner Decke trägt
als Kleinod einen grünen Flug, beiderseits mit einem silbernen
Schrägfluss durchzogen. Der Ritter mit grün-weissen Helm-
federn hält die mit grün-silbernen Schnüren geschmückte Provinz-
Standarte, in der sich das Schildbild wiederholt.
Im »»ittleren Wappen der Provinz trägt der Schild eine
Grosshergsogskrone, wie solche bei Posen beschrieben wurde.
Das kleine Wappen der Provinz entspricht der Schablone.
Das Wappen dieser Provinz ist dasselbe, das laut Aller-
höchster Kabinettsordre vom 9. Januar 1817 dem GrossAhersogtum
Niederrhein gegeben wurde, welches Grossherzogtum aus dem
im Jahre 1815 an Preussen gekommenen linksrheinischen Ge-
bieten gebildet wurde. Die Krone auf dem Schildchen wurde
erst 1864 in das Wappen gesetzt.
Zur Provinz gehören ausserdem noch folgende im Staats-
wappen vertretene Gebiete: die Herzogtümer Geldern (Feld 13),
Cleve (Feld 14), Jülich (Feld 15) und Derg (Feld 16), sowie
das Fürstentum Mörs (Feld 39).
Der goldene Löwe im blauen Felde war das Wappen der
alten Grafen von Geldern, die mit den alten Grafen von Cleve
gleichen Stammes gewesen waren.
Nachdem Graf Reinhold I. 1339 den Herzogstitel erhalten
hatte, starb das Geschlecht mit Eduard, Enkel Reinholds IL, 1371
im Mannesstamme aus.
Geldern fiel an die Schwestern von Eduards Vater, deren
Linien aber ebenfalls schnell erloschen und so kam es endlich
an entfernte Verwandte, an das Haus Egmont, das aber das
Herzogtum 1471 an Burgund abtreten musste.
Mit Maria von Burgund kam Geldern an Oesterreich. Als
die Niederländer sich gegen Philipp Il. von Spanien empört