Full text: Deutsche Wappenrolle.

von Thüringen rot-silbern gestreift. Auch das Helmkleinod war 
gemeinschaftlich, silberne Büffelhörner mit goldenen Lindenzweigen 
besteckt, wie sie uns Konrad von Würzburg (} 1287) im Turnei 
von Nantheiz beschreibt. 
Im Wappenbuch »von den Ersten« (c. 1380) erscheint 
eine Abbildung des hessischen Wappens, nur hat der Zeichner 
das Kleinod verwechselt; er setzte auf den Helm jenes der Mark- 
grafschaft Meissen, den sogenannten Heidenkopf, ein Irrtum, der 
durch die früher erwähnten Verhältnisse einigermassen erklär- 
bar wird. (Fig. 55.) 
Die Anzahl der Querstreifen des Löwen waren in alter 
Zeit niemals feststehend, es finden sich Bilder mit 7, 8, 9 und 
10 Streifen, erst in neuerer Zeit wurde die Zahl ı0 fixiert. 
Am 25. Februar 1803 wurde Landgraf Wilhelm, der Linie 
Hessen-Kassel, gerade vor dem Zusammenbruche des römisch- 
deutschen Kaiserreiches, mit der Würde eines Kurfürsten bedacht 
und die Linie führte den Titel trotz der Auflösung des Reiches 
bis zum Jahre 1866, dessen Ereignisse ihr auch die Souveränität 
entzogen. 
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Das felderreiche Wappen des Kurfürstentums haben wir 
bereits auf der vorhergehenden Seite besprochen. 
Als Landgraf Ludwig X., der Linie Hessen-Darmstadt, als 
Mitglied des Rheinbundes am 13. August 1806 die Würde eines 
Grossherzogs annahm und neben diesem Titel auch den eines 
»Vorfechters zwischen Rhein und Weser« gebrauchte, wurde das 
alte hessische Wappen einer Aenderung unterzogen. Die Wappen- 
bilder der Gebietsteile, aus denen sich Hessen zusammensetzte, 
wurden entfernt und der Löwe allein als Kollektivwappen der 
hessischen Lande, #Aöniglich gekrönt und dem oben erwähnten, 
sonderbaren Titel entsprechend, mit einem Schwert ausgerüstet, 
in den Schild gestellt. 
Der hessische Löwe, -der ursprünglich nur einen Schweif 
besass, wurde von der Linie Darmstadt und der 1866 aus- 
gestorbenen Linie Homburg doppelschweifig geführt, während 
Kurhessen und seine Seitenlinien die alte Form beibehielten. 
Wie wir bereits angedeutet haben, soll das im Jahre 1806 ohne- 
hin nur provisorisch aufgestellte Kollektivwappen des Grossherzog- 
tums einem Wappen Platz machen, in dem wieder sämtliche, im Be- 
sitze derKrone befindlichen Gebiete zum Ausdruckeskommen sollen. 
  
GROSSHERZOGTUM. OLDENBURG. 
Das Grossherzogtum besteht aus den drei räumlich getrennten Gebieten: Herzogtum Oldenburg, 
Fürstentum Lübeck und Fürstentum Birkenfcld. 
m Grossen Staatswappen erscheint ein Haupt- und ein Mittel- 
schild. 
Der Mittelschild, königlich gekrönt, ist gespalten und ge- 
teilt nebst einer eingepfropften Spitze und zeigt folgende Wappen: 
1) Grafschaft Oldenburg: in Gold zwei rote Querbalken. 
2) Herrschaft (irrtümlich Grafschaft) Deömerkorst: in Blau 
ein goldenes Ankersteckkreuz. 
3) Fürstentum Lübeck: in Blau ein schwebendes goldenes 
Kreuz, bedeckt mit einer silbernen, goldgeschmückten Inful. 
4) Fürstentum Birkenfeld: von Rot und Silber geschacht. 
5) In der Spitze: Erökerrschaft Fever: in Blau ein ge- 
krönter, goldener Löwe. 
Der Haupt- oder Rückenschild zeigt folgende Wappen: 
1) Königreich Norwegen: in Rot ein gekrönter, goldener, 
blau gezüngter und bewehrter Löwe, der mit den Vorderpranken 
eine krummgestielte, silberne Helmbarte schwingt. 
2) Hersogtum Schleswng: in Gold zwei rotbewehrte, blaue 
Löwen übereinander. 
3) Herzogtum Holstein: in Rot ein silberner, gezahnter 
Schildbeschlag, belegt mit einem von Silber über Rot geteilten 
Schildchen. 
4) Herrschaft Stormarn: in Rot ein schwarz bewehrter, 
silberner Schwan mit erhobenen Flügeln, eine goldene Krone 
um den. Hals tragend. 
  
5) Zand Dithmarschen: in Rot auf schwarz gezäumtem, 
silbernem Pferde ein in Gold geharnischter, Schwert schwingender 
Ritter. 
6) Herrschaft Kniphausen: in Gold ein gekrönter, rot be- 
wehrter, schwarzer Löwe. 
Der Schild steht unter einem purpurnen Wappenmantel, 
der aus einer Königskrone herabfällt. 
Dieses durch die Verordnung vom 29. Oktober / 27. No- 
vember 1829 festgestellte und am 5. Dezember desselben Jahres 
bekannt gegebene Wappen wird: sowohl von 
Sr. Königlichen Hoheit dem Grosshersoge von Oldenburg, 
Erben zu Norwegen, Herzoge von Schleswig, Holstein, Stor- 
marn, der Dithmarschen und Oldenburg, Fürsten von Lübeck 
und Birkenfeld, Herren von Fever und Kniphausen als auch 
von Sr. Königlichen Hoheit, dem Erbgrossherzog und Ihren 
Hoheiten den Herzögen von Oldenburg geführt. 
Herzog Nikolaus (f 1886) vermählte sich im Jahre 1863 morganatisch 
mit Maria Bulazel, die laut Diplom vom 4. Scptember 1863 zur Gräfin 
von Osternburg erhoben wurde: 
Das Wappen zeigt im goldenen Schilde ein rotes Andreaskreuz, 
der nur mit der Grafenkrone geschmückte Helm trägt blau-rote Deckc. 
Dieses, was den Helm anbelangt, etwas verunglückte Wappen, ist von dem 
oldenburgischen Stammwappen und der oldenburgischen Flagge abgeleitet. 
Se. Hoheit Herzog Konstantin vermählte sich ebenfalls morganatisch 
am 8./20. Oktober ı882 zu Kutais mit Agrippina Djaparidze, der samt
	        
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