Full text: König Albert von Sachsen. Ein Lebensbild.

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nahm mit klarem Bewußtsein von seiner Umgebung Abschied 
und schlummerte dann hinüber in das Reich jenseits der 
Sterne, von dem er selbst in frommem Fühlen gesungen hatte: 
Hoch über den Sternen 
Wie muß es so göttlich sein! 
Das Raten und Wähnen, 
Das Ahnen und Sehnen 
Verkläret im himmlischen Schein! 
Der Tod des erlauchten Fürsten, auf dessen Regenten- 
laufbahn und Charakter das sächsische Volk alle Ursache hat 
mit liebender Ehrfurcht zurückzublicken, trat zu Pillnitz in 
der Morgenfrühe des 29. Oktober 1873 kurz vor 5 Uhr ein. 
Die Überführung der sterblichen Überreste nach der katholischen 
Hofkirche zu Dresden begann am 30. Oktober abends 7½ Uhr 
mittelst des Elbdampfers Saxonia bei hellem auf den Wellen 
der Elbe sich widerspiegelndem Mondschein, zu dem die lo- 
dernden Fackeln in den Händen der um den Sarg des toten 
Königs auf Deck Wache haltenden Kadetten einen düsteren 
Gegensatz bildeten. Die Beisetzung fand am 31. Oktober im 
Beisein des Kronprinzen des deutschen Reichs und von Preußen 
und vieler anderen Fürstlichkeiten statt. Kaiser Wilhelm hätte 
gern seinem alten Freunde die letzte Ehre gegeben und hatte 
dies in seinem Beileidtelegramm vom 29. Oktober zugesagt; 
ein Unwohlsein hielt ihn davon ab; darum sandte er den 
Thronfolger zur Stellvertretung. — — — 
Am Todestage des Vaters erfolgte zu Pillnitz der den 
Regierungsantritt kundgebende Erloß des neuen Königs. 
Nachdem darin der Heimgang König Johanns und die ver- 
fassungsmäßige Übernahme der Regierung mitgeteilt war, 
sprach König Albert die Erwartung der schuldigen Dienst- 
pflicht, Treue und Gehorsams seitens der Beamten und 
Unterthanen aus und schloß: „Dagegen versichern Wir sie 
Unserer auf Handhabung von Recht und Gerechtigkeit und 
Beförderung der Wohlfahrt und des Besten des Landes un- 
ausgesetzt gerichteten landesväterlichen Fürsorge, werden auch 
die Verfassung des Landes in allen ihren Bestimmungen während 
Unserer Regierung beobachten, aufrechterhalten und beschützen.“ 
Wir erinnern uns bei dieser königlichen Zusicherung an die 
Worte, die König Johann dem Nachfolger in das für ihn be-
	        
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