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standen, hatten sich herzlich bemüht, den zukünftigen Träger
der Krone in Bautzen heimisch zu machen; das liebens-
würdig entgegenkommende Naturell des Prinzen hatte ihnen
nicht nur diese angenehme Pflicht wesentlich erleichtert, sondern
vor allem dazu beigetragen, die auch dort von 1848 und
1849 her erregte Stimmung in geordnete und heilsame
Bahnen zurückzulenken.
Es sollte aber nicht dazu kommen, daß Leipzig, das
gerade damals auch eines solchen schönen Bindegliedes
zwischen Bevölkerung und Regierung bedurft hätte, den
Prinzen als Kommandanten ihrer Garnison in ihren Mauern
begrüßen durfte. Daran waren die Zeitereignisse schuld, die
einen nahen Krieg in Aussicht stellten, und dazu kam ein
momentan aufschiebender Unglücksfall, der den Prinzen be-
dauerlicherweise bei den vom 9. bis 14. Sept. währenden,
bei Bilin abgehaltenen österreichischen Manövern traf. Am
10. September zerschlug ihm das Pferd des Erzherzogs
Albrecht das linke Schienbein. Immerhin war der Bruch
so günstig, daß nach den ersten Hilfeleistungen und einem
kurzen Aufenthalte auf dem nahe gelegenen Schlosse Triblitz,
wo ihn der Kaiser nach Schluß des Manövers aussuchte,
der Prinz nach Lobositz gebracht und von da mit dem Elb-
dampfer nach Pillnitz überführt werden konnte. Diese
Manöver von Bilin erschienen nach der damaligen Lage der
Sache nur als eine Vorbereitung für einen Ernstfall und
für die Verwendung der dabei aufgestellten Truppen nach
Norden zu gegen Preußen. Denn ehe es zu dem Preußen
erniedrigenden Tage von Olmütz kam, glaubte man allge-
mein an den Ausbruch eines Krieges. Daher wurde die
Mobilmachung auch des sächsischen Heeres angeordnet, das,
wie die Verhältnisse lagen, Schulter an Schulter mit Osterreich
zu fechten hatte, und hierbei dem Prinzen das Kommando der
3. Brigade übertragen.
Die sächsische Armee hatte bis zum Jahre 1849
12000 Mann gezählt. Die Frankfurter Versammlung legte
eine Vermehrung des Bestandes dem Lande auf von mehr
als dem Doppelten. 25000 Mann sollten verfügbar stehen.
Der schon mehrmals erwähnte Kriegsminister Rabenhorst
hatte diese Organisation mit Glück in die Hand genommen