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zahlreichem anderen fürstlichen Besuche zusammen. Er lernte
da auch Alexander von Humboldt kennen. Am 23. reiste
er von Berlin nach Stettin, um von da zu Schiff nach
St. Petersburg zu gelangen, als seefester Mann diese ent-
schieden angenehmere Art der Beförderung vorziehend, und
langte in angenehmer Gesellschaft, da auch Prinz August
von Württemberg, der spätere Kommandeur des preußischen
Gardekorps und Bruder der Groffürstin Helene, dasselbe
Schiff benutzte, am 27. Juli in Kronstadt an, vom Zaren
persönlich mit Auszeichnung und herzlicher Freundlichkeit
empfangen; er nahm ihn in seiner eigenen Jacht mit nach
Petersburg. Preußen war vertreten durch den Prinzen
Friedrich Wilhelm, nachmals Kaiser Friedrich III., die
Generäle von Wrangel und von Prittwitz und den Obersten
Steinmetz. Von den Osterreichern sei besonders hervorgehoben
der Feldzeugmeister Freiherr von Heß, Radetzkys General-
stabschef und der Oberstleutnant Baron Edelsheim. Aus
dem Winterpalais, wo Zar Nikolaus seinen Gast anfangs
untergebracht hatte, siedelte der Prinz bald nach Peterhof
über, wo auch dem damaligen sächsischen Geschäftsträger
in St. Petersburg, dem Grafen Vitzthum von Eckstädt,
Wohnung eingeräumt wurde. Von ihm haben wir in
seinen Denkwürdigkeiten einen recht bezeichnenden Aus-
spruch des Zaren Nikolaus über den Prinzen Albert.
Bei einem Feste, das diesem zu Ehren die Großfürstin
Maria Herzogin von Leuchtenberg gab, erschien auch der
Zar und sagte, auf den Prinzen deutend, der soeben mit
der Großfürstin vorbeitanzte, in französischer Sprache zu
dem sächsischen Gesandten: „Die Beschlüsse der Vorsehung
sind unerforschlich. Sehen Sie sich Ihren jungen Prinzen
an. Ich verstehe mich auf Menschen. Nun, es ist wirklich
schade: er hätte die Gabe, das größte Reich zu beherrschen,
während ich"“, so fügte er seufzend hinzu, „Erben großer
Staaten kenne, denen ich keine Kompagnie anvertrauen
würde.“ — Der Kaiser war namentlich auch deshalb hoch-
erfreut über den Prinzen, weil dieser ein sichtliches Interesse
für die Armee und offenbar nicht bloß aus formellem Höflichkeits-
gefühl empfand. Schon am ersten Manövertage wußte er
jedes der beteiligten Regimenter mit seinem russischen Namen