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ihren Fahnen und Musikbanden eröffneten, bildeten außerdem
königliche Militär-, Forst= und bürgerliche Beamte in reicher
Uniform und mit ihnen die einzelnen hierzu kommandierten
Truppenabteilungen. Bei dieser Gelegenheit gewann die
liebenswürdige Art der Prinzessin, die in freudiger Be-
wegung die Liebe der Bevölkerung einer bisher von ihr
nicht gekannten Stadt an der reichen Ausschmückung aller
Straßen erkannt hatte, die Herzen aller, als sie in jung-
fräulich-schüchterner Art und doch recht aus dem Herzen
sprechend, dem Bürgermeister Pfotenhauer ihren Dank aus-
drückte für alle diese ihretwegen veranstalteten festlichen Vor-
bereitungen. Die Einsegnung der Ehe erfolgte am Nach-
mittage in der katholischen Hofkirche durch den apostolischen
Vikar Dittrich. Am folgenden Tage nahm das neuvermählte
Paar die Glückwünsche von 23 Deputationen entgegen; am
Abend des 19. Juni war Thöntre paré, wo nach der Festouver-
ture und einem von dem Dichter Th. Hell verfaßten Prolog Mo-
zarts Oper „Titus“ zur Aufführung kam. Wie selten war die
Prinzessin ins Theater gekommen, wie furchtbar waren die
Mimen von Brünn gewesen! Und hier sang Tichatschek, der
damals berühmteste Tenor, die Titelrolle und die nicht
minder gefeierte Frl. Ney die Vitellia.
Den Dresdener Festlichkeiten folgte eine Rundreise des
neuvermählten Paares in den wichtigsten Städten des Landes,
die dem zukünftigen Landesherrn bei seinem raschauffassenden
klaren Blicke reichlich Gelegenheit gab, sich auch auf dem
Gebiete der bürgerlichen Erwerbszweige umzusehen, und
seiner erlauchten Gemahlin, sich in diesen durchaus für sie
neuen Verhältnissen zurecht zu finden. Nach der Rückkehr
bezog das fürstliche Paar eine Wohnung im zweiten Stock
des Mittelpalais am Taschenberg zu Dresden. Als Sommer=
wohnung benutzte es in einer Zeit, da das Wegreisen im
Sommer noch nicht Mode geworden war, ein in der Langen-
gasse, heute Zinzendorffstraße gelegenes Haus. Es war eine
recht einfache Wohnung; Prinz Alberts Zimmer lagen sogar
nur in der Mansarde.
Nach den Herbstmanövern des Jahres 1853 wurde nach
dem Abschiede des Generals Grafen Holtzendorff am 4. De-
zember 1853 Prinz Albert Kommandant der gesamten sächsischen