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3. Die deutsche Irage. Der Krieg von 1866.
Die unhaltbaren deutschen Bundesverhältnisse trieben
immer rascher einer Entscheidung zu. Durch die am
30. März 1863 von den sogen. Eiderdänen durchgesetzte
Einverleibung Schleswigs in Dänemark war selbst die so
oft bewährte Geduld des Bundestags erschöpft. Ehe man
aber zu den letzten Schritten sich entschloß, sollte erst eine
Bundesreform nunmehr ganz ernstlich ins Werk gesetzt wer-
den. Zu diesem Behufe trat auf Einladung des Kaisers
Franz Josef ein Fürstenkongreß zu Frankfurt a. M. zusam-
men, bei der allerdings Preußen fehlte, und zwar aus gutem
Grunde. Obwohl der neue preußische Ministerpräsident,
Herr von Bismarck, der am 24. September 1862 sein
Amt übernommen und sich im Verlaufe seiner Frankfurter
Thätigkeit die felsenfeste Uberzeugung gebildet hatte, daß für
Preußen die damaligen Bundeseinrichtungen eine drückende
Fessel seien und daß es sich deren so bald als möglich zu
entledigen habe, schon im Dezember 1862 dem österreichischen
Gesandten Grafen Karolyi klipp und klar den preußischen
Standpunkt auseinandergesetzt hatte, kam doch Kaiser Franz
Josef wiederum mit Vorschlägen, die einzig Osterreichs Stel-
lung wahrten und Preußen wieder unter die Majorität der
mittelstaatlichen und österreichischen Beschlüsse gestellt haben
würde. Ubrigens traten bei den Frankfurter Verhandlungen
bei jeder Gelegenheit die alten Eifersüchteleien unter den
Einzelstaaten hervor, und wenn man überhaupt zu einem
Resultate kam, so war dies in allererster Linie dem König
Johann von Sachsen zu danken, der, die übrigen Fürsten
weit überragend, das einmal begonnene Werk mit allen
Mitteln seines scharffinnigen Geistes unter Dach und Fach
zu bringen bemüht war. Er übernahm sogar die schwere
Aufgabe als derjenige, der dem Könige von Preußen durch
Verwandtschaft und Freundschaft am nächsten stand, diesem,
der sich zur Zeit in Baden-Baden aufhielt, von Beust be-
gleitet eine Kollektiveinladung der zu Frankfurt versammelten
Fürsten zur Teilnahme an den Verhandlungen zu über-
bringen. Es ist bekannt, daß König Wilhelm, so schwer es
Biograph. Volksbücher: Sturmhoefel, König Albert. 5