Full text: König Albert von Sachsen. Ein Lebensbild.

— 66 — 
ihm auch wurde, den ehrwürdigen Freund unter Bismarcks 
Einfluß am 19. August abschlägig beschied. Man kann sich 
vorstellen, welche Stimmung nach diesem Mißerfolge, dessen 
Gründe man damals noch nicht so klar überblicken konnte, 
in der königlichen Familie gegen Preußen und den Leiter 
seiner Politik vorwaltete. Und doch verlangten die durch 
den Zollverein mächtig geförderten materiellen Interessen des 
Landes Einigkeit mit Preußen. Osterreichs seit 1861 mit 
erneuter Kraft einsetzendes Bemühen, den Zollverein zu 
sprengen, führte zu einer schweren Krisis, die erst im 
April 1864 durch das Entgegenkommen Preußens behoben 
wurde. 
Unterdessen hatten aber die äußeren Dinge in un- 
erwartet rascher Weise ihren Fortgang genommen. Der 
Bund hatte am 1. Oktober 1863 die Bundesexekution gegen 
Dänemark beschlossen wegen der Einverleibung Schleswigs. 
Ehe dieser Beschluß aber zur Ausführung kam, starb am 
15. November 1863 König Friedrich VII. von Dänemark. 
Es folgte gemäß dem 185,2 von den Großmächten unter- 
zeichneten Londoner Protokoll Christian VIII. von Sonder- 
burg-Glücksburg für die gesamte dänische Monarchie, unter 
Widerspruch des Prinzen Friedrich von Augustenburg, der 
sich auf Grund seiner für berechtigter gehaltenen Erb- 
ansprüche zum Herzog von Schleswig-Holstein erkärte. 
Für den Bund kamen bei dieser Frage nur Holstein 
und Lauenburg als deutsche Lande in Betracht, wobei 
freilich zu bemerken ist, daß Schleswig das Recht der 
Untrennbarkeit von Holstein hatte und nach dem Lon- 
doner Protokoll zwar in Personalunion verbunden, aber 
nicht einverleibt werden sollte. Der Bund beauftragte den 
bayrischen Minister v. d. Pfordten, mit der Untersuchung 
der weitschichtigen Frage. Auch König Johann beschäftigte 
sich eingehend mit den hier vorliegenden staatsrechtlichen 
Problemen und legte, mehr zur eigenen Abklärung, als 
für irgend eine praktische Verwendung seine Ansichten 
in einer Denkschrift nieder. Der Knoten war aber nicht 
mehr mit Hilfe feiner juristischer Erwägungen aufzulösen, 
sondern hier mußte ein Alexandermittel angewandt werden. 
Es war der erste Triumph bismarckischer Staatskunst,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.