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Straße 8 Kilometer von Metz entfernt liegt; dahinter nach
Metz zu lag auf beherrschender Anhöhe das Dorf St. Privat
la Montagne, ohne dessen Wegnahme der beabsichtigte Durchbruch
der französischen Armee aus Metz nach Nordwesten nicht gehindert
werden konnte. Aber ein Frontangriff auf die uneinnehmbare
Stellung der Franzosen wäre Selbstmord gewesen; Kronprinz
Albert erkannte die Notwendigkeit einer Umgehung des Platzes,
der diesen dann zwischen zwei Feuer bringen mußte. Dem-
entsprechend brachen Kronprinz Albert und Prinz Georg,
letzterer als Führer der 23. sächs. Division, von St. Marie
nach dem nördlich von St. Privat gelegenen Roncourt auf,
nachdem sie sich darüber mit dem Kommandeur der Garden,
dem Prinzen August von Württemberg geeinigt hatten.
Diese Maßnahme war eine durchaus selbständige Unter-
nehmung des Kronprinzen; es zeigte sich nachher ihre un-
umstößliche Richtigkeit. Leider wartete der Kommandeur der
Garden die Vollendung des sehr weiten Umgehungsmarsches
der Sachsen nicht ab, sondern griff nach einer anderthalb-
stündigen Pause den tod= und verderbenspeienden Platz vor-
zeitig an. Die Folgen blieben nicht aus. Furchtbar waren
die Verluste der Garden, die schließlich nicht vor und nicht zurück
konnten; eine halbe Stunde bangen Stillstandes schien die
Qual eines nutzlosen Opfertodes nur grausam zu verlängern,
da wird die 23. Division des Prinzen Georg im Norden
der feindlichen Stellung als erste von Roncourt her sichtbar,
St. Privat wird mit Granaten überschüttet, die Sachsen
stürmen heran, die Garden nehmen den Angriff wieder
auf; von ersteren sinkt der Anführer der 45. Brigade,
Generalmajor von Craushaar, die Fahnen einiger säch-
sischen Bataillone wechseln fünf= und sechsmal ihre Träger,
aber endlich, abends gegen 8 Uhr ist St. Privat in den
Händen der Stürmenden und diese letzte Ausgangspforte
dem Feinde verrammelt. Halbwegs zwischen Roncourt und
St. Privat trafen die durch die letzten Ereignisse der Schlacht
getrennten Brüder, Kronprinz Albert und Prinz Georg zu-
sammen und sprachen sich mit herzlichem Händedruck den
Glückwunsch für die Gewinnung des Tages aus. Die
Nacht brach herein und legte ihren milden Schleier über
das kampfdurchfurchte Gefilde, still stieg der Mond herauf,