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lassen, lud er ihre Häuptlinge zu Gaste, und als er sie mit süßem
Meth trunken gemacht hatte, ließ er sie alle, dreißig an der Zahl,
erschlagen. Voll Grimm hierüber erhoben sich 939 die Wenden, an ihrer
Spitze die Abodriten, und wir hören von einer ganz entscheidenden
Niederlage, die ein gegen sie entsandtes Heer unter seinem Führer
Haika erlitten habe. Da fand König Otto trotz aller anderen Sorgen
auch noch Zeit, gegen sie ins Feld zu rücken und brachte sie durch
mehrere Feldzüge in bittere Not. „Doch zogen sie“, so schreibt der
Mönch Widukind von Cor#ey, „nichtsdestoweniger den Krieg dem
Frieden vor und setzten jedes Elend gegen die teure Freiheit hintan.“
Hier führte wieder Verrat zum Ziele. Unter den einst Heinrich ge-
gebenen slavischen Geißeln befand sich auch ein gewisser Tugumir,
dem nach dem Rechte des Volkes auf Grund väterlicher Erbfolge die
Erbschaft unter den Hevellern zustand. Durch eine große Geldsumme
und noch größere Versprechungen bewogen, verriet er sein Volk. Er
that, als ob er seinem Gewahrsam bei den Sachsen entsprungen sei,
kam nach Brennabor, wußte sich augenblicklich Gunst beim Volke zu
verschaffen und wurde als Herr anerkannt. Bald darauf lud er seinen
Neffen, der allein von den Fürsten des Volkes noch übrig war, zu
sich, tötcte ihn und übergab die Stadt mit dem Lande der Heveller
der königlichen Gewalt. Hierauf unterwarfen sich nach und nach alle
die slavischen Völkerschaften bis zur Oder den königlichen Befehlen;
Tugumir aber behielt seine Herrschaft unter deutscher Hoheit.
Fortgang der Slavenkämpfe.
Nun hören wir eine längere Weile nichts von Slavenkämpfen.
Erst 950 trat der Kampf mit den Böhmen in sein Schlußstadium,
indem Otto selbst gegen den noch immer unbotmäßigen Boleslad
kriegte und ihn zu völliger Unterwerfung nötigte. Dann zog 951
Otto ein erstes Mal nach Italien und zwang den Markgrafen Be-
rengar von Ivrea, der sich Oberitaliens bemächtigt hatte, zur An-
erkennung der deutschen Oberhoheit (952). Er brachte aus Italien
eine zweite Gattin heim, Adelheid, die Witwe des Königs Lothar
von Burgund und Italien, da seine erste Gemahlin, die Eng-
länderin, 946 gestorben war; sie ist in Magdeburg bestattet worden.
Aber noch während Otto in Italien weilte, spannen sich die Fäden