Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

Markgrafschaft entsetzt; er zog sich in ein Kloster zu Magdeburg zurück 
und starb zwei Jahre darnach. An seine Stelle trat in der Nordmark 
des Bischofs Thietmar von Merseburg Oheim Lothar. 
Thüringen und Meißen unter Otto III. 
Um diese Zeit war auch, durch einen allzufrühen Tod dahingerafft. 
Kaiser Otto II. zu Rom am 7. Dezember verstorben. Ob ihm wohl 
die Überzeugung geworden ist, daß es besser gewesen wöre, statt in 
Italien dem Phantome der Weltherrschaft nachzujagen, die germanische 
Kulturarbeit an den Wenden persönlich und mit Nachdruck zu fördern, 
die ernstlich durch das Jahr 983 in Frage gestellt worden war? — 
Ihm folgte sein Sohn von der griechischen Kaisertochter Theophano, 
die sich niemals in Deutschland heimisch gefühlt und insbesondere die 
Sachsen immer als rohe Barbaren betrachtet hatte. Otto III. war 
aber, als er in Verona auf dem Reichstage noch kurz vor dem Ab- 
leben des Vaters zum Könige gewählt worden war, erst ein drei- 
jähriges Kind, und wieder kam der Spruch zur Geltung: „Wehe dem 
Reiche, dessen König ein Kind ist.“ Herzog Heinrich von Bayern, 
der schon mit dem Vater im Kampfe gelegen hatte und wegen seines 
streitfertigen Wesens den Beinamen „der Zänker“ erhalten hat, be- 
mächtigte sich des jungen Königs, um scheinbar als dessen Vormund 
und als Rechtsverweser zu walten, in Wahrheit aber, um ihm die 
Krone zu rauben. Aber die königstreue Partei, an deren Spitze der 
Erzbischof Willegis von Mainz stand, war noch stark genug, um ihn zur 
Auslieferung des königlichen Kindes zu zwingen; die Regentschaft über- 
nahm, wesentlich unter Leitung des Mainzers, die Mutter Theophano 
und nach deren 991 erfolgtem Tode Adelheid, die Witwe Ottos des Großen. 
An den durch Heinrich den Zänker hervorgerufenen Bewegungen hatten 
auch Thüringen und Meißen ihren Anteil. Heinrich hatte bei dem Ver- 
suche, die Sachsen ihrem angestammten Könige abwendig zu machen, 
kein Glück gehabt und war auf eine Weile nach dem Südwesten des 
Reiches gegangen, um da sein Heil zu versuchen. Da erfuhr er, daß 
seine Gegner in Sachsen den Grafen Wilhelm von Weimar hart be- 
drängten und beschloß diesem und anderen Freunden zu Hilfe zu 
eilen. Er wandte sich an den Herzog Boleslav II. von Böhmen um 
Hilfe, die der bereitwillig zusagte. Dieser ließ ihn mit einem Heere
	        
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