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Hause zurückgekehrt. Offenbar war es seine dem verstorbenen Kaiser
bewiesene Treue und seine Tapferkeit, die in ihm Theophanos scharfem
Auge den rechten Mann erkennen ließ, um die Ostmark Meißen zu
wahren. Überdies stammte er aus einem alten und angesehenen Ge-
schlechte Thüringens, das schon in der Karolingerzeit eine wichtige
Stelle eingenommen haben muß; denn sonst würden die Fuldaer
Annalen sich kaum bemüßigt gefunden haben, der Nachwelt das Todes-
jahr eines ersten Ekkihard, 871, zu überliefern. Dann ist noch ein
Günther als im Jahre 925 und ein zweiter Ekkihard als im Jahre
954 gestorben bemerkt. Die Begräbnisstätte dieser thüringischen Edlen,
also wohl auch der ursprüngliche Besitz ihrer Familie, ist Großjena, da
gelegen, wo die Unstrut in die Saale mündet. Auch auf das benach-
barte Naumburg erstreckte sich das Eigentumsrecht des Geschlechts;
auf Betreiben von Ekkihards Söhnen wurde dann hierher das Bis-
tum von Zeitz verlegt und sie selbst, die dem Orte Marktgerechtigkeit
verschafften und Kirchen und Stiftungen errichteten, brachten hierher
anch die Gebeine ihrer Vorfahren. Außer dem Allodial-, dem
Eigenbesitze, geboten die Ekkihardiner über reiche Lehngüter an der
Saale und Unstrut. So gehörte ihnen Weißenfels und rechts der
Unstrut ein Lehen des Klosters Hersfeld; außerdem waren sie Gau-
grafen in verschiedenen Gauen rechts und links der Saale. Ekki-
hard selbst, der neue Markgraf von Meißen, war mit Schwanhilde
der Tochter des Billunger Hermann, Schwester also des jetzigen Her-
zogs Bernhard von Sachsen, vermählt; sie war schon einmal an den
inzwischen verstorbenen Markgrafen Thietmar von der Ostmark ver-
heiratet gewesen. Der reiche Besitz des Hauses und die Beziehungen
Ekkihards zu den mächtigsten Familien des Landes und zum kaiser-
lichen Hofe ließen es andern wünschenswert erscheinen, mit ihm in
nähere Verbindung zu treten. Lothar von Walbeck, ebenfalls einem
der edelsten Geschlechter Nordthüringens entsprossen und an des ent-
sectten Markgrafen Dietrich von der Nordmark Stelle gekommen, warb für
seinen Sohn Werinher um Liutgart, die Tochter Ekkihards. Nur
zögernd ging dieser auf die Werbung ein und hielt den Freier lange
hin; offenbar hatte er größere Pläne mit der Tochter im Kopfe.
Das Vertrauen der Kaiserin-Witwe rechtfertigte sich alsbald.
Noch hatte König Boleslav von Böhmen das Land der Milzener