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sie, die noch soeben die Herrschaft des besseren Mannes, Eklihards,
sich nicht hatten gefallen lassen wollen und seinen Tod ungestraft
ließen. Boleslav aber erschien, als der neue König Ende Juli 11002
nach Merseburg kam, ebenfalls in dieser Stadt, um das, was ihm
tasche Gewaltthat gewonnen hatte, auch durch die kaiserliche Gnade
sich amtlich bestätigen zu lassen. Namentlich lag ihm an Meißen,
das er durch Anerbieten einer großen Geldsumme zu erwerben hoffte.
Aber der Kaiser gab die wichtige Stadt an den genannten Gunzelin,
freilich auch nicht an einen zuverlässigen Mann, mußte aber doch den
Polen mit den eroberten Landschaften der Lausitzer und Milzener
belehnen. Hermanns, Ekkihards Sohn, ward dabei nicht gedacht.
Auf# alle Fälle behielt er die Eigengüter der Familie. Zu dem Polen-
herzog trat er bald nach dem Merseburger Reichstage in engste ver-
wandtschaftliche Beziehung, indem er dessen Tochter Regelindis zur
Frau nahm. Es brachte ihn das in eine einigermaßen schiefe Stellung,
denn es wurde bald bekannt, daß Herzog Boleslav, den man mit
Recht als den Kühnen (Chrobry) zubenannt hat, mit den Ergebnissen
des Merseburger Tages durchaus nicht zufrieden war. Er suchte
unter den sächsischen Großen, ja am Hofe des Königs selbst, durch
Geldspenden sich eine Parkei zu schaffen, die seinen Zwecken förderlich
sein möchte. Daß er dabei auf seinen Schwiegersohn rechnen durfte,
dem der Kaiser zu Merseburg die väterliche Markgrafschaft vorent-
halten hatte, schien den meisten Leuten selbstverständlich. Doch hatte
man später Gelegenheit, gerade für das Gegenteil Beweise zu sammeln.
Thatsächlich dagegen gewann der Pole den Grafen Heinrich von
Schweinfurt für sich, der vergeblich auf die Erhebung zum Herzog
von Baiern gerechnet hatte. Dieser brach los, als der König im
Westen des Reiches weilte, und zu gleicher Zeit gab Boleslav seine
Absichten zu erkennen, indem er Böhmen besetzte. König Heinrich
wandte sich zunächst wider den Grafen von Schweinfurt, den zu unter-
werfen ihm aber erst im Sommer 1004 gelang. Mittlerweile war
Boleslav schon in die Mark Meißen eingebrochen. Sein Versuch,
Gunzelin zur verräterischen Übergabe der Stadt Meißen zu bewegen,
scheiterte an dessen Furcht vor dem Könige und vor dem etwaigen Ver-
luste seines Amtes. Dafür verheerte Boleslav die ganze Gegend von
Meißen bis Mügeln, die sogenannte Lommatzscher Pflege, mit Feuer