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md Schwert und führte von da über 3000 Menschen gefangen hin-
weg, die ihm das dünnbevölkerte Polenreich kolonisieren sollten. Nach-
dem ein im Anfang des Jahres 1004 unternommener Feldzug gegen
Boleslav durch ein rasch mit Überschwemmungen eintretendes Thau-
wetter vereitelt worden war, entbot König Heinrich seine Mannen im
August nach Merseburg. Scheinbar wollte er wieder über die Elbe
gehen, um den Polenherzog im eigenen Lande aufzusuchen, die nötigen
Transportkähne waren schon zusammengebracht. In Wirklichkeit hatte
der König anderes im Sinne. Ganz plötzlich schwenkte er nach Süden
ab, überstieg den Miriquidiwald, dessen Pässe gar nicht oder unge-
nügend besetzt waren, vertrieb Boleslav aus Böhmen und setzte Jaromir
als einen ihm ergebenen Herzog ein. Dann gog er wieder nach Norden
und belagerte das von Boleslavs Truppen gehaltene Bautzen; nach
längerer Einschließung zog die polnische Besatzung unter Zusicherung
der Freiheit ab, und Bautzen wurde von Heinrich II. besetzt. Damit
sah sich zwar Boleslav gänzlich in seinen Hoffnungen getäuscht, aber
anderseits hatte auch der König keinen bleibenden Erfolg zu ver-
zeichnen, wenngleich das Milzenerland, also die Oberlausitz, seit Bautzens
Gewinmmg in seinen Händen war. So zog er 1005 wieder zu
Felde und gelangte bis auf zwei Meilen vor Posen. Hier schloß er
1005 einen Frieden, der den augenblicklichen Stand der Dinge bestätigte.
Der Polenherzog anerkannte des Deutschen Lehnsherrlichkeit, behielt
aber im wesentlichen das Eroberte, während in dem wiedergewonnenen
Milzenerlande Hermann, des ermordeten Ekkihard Sohn und Boleslavs
Eidam als Markgraf eingesetzt wurde. Schon 1007 fanden die Lusitzer
und Böhmen Gelegenheit, über die sonderbare Pflichttreue des Herzogs
Beobachtungen anzustellen. Von dem Plane, ein großes Slavenreich
zu gründen mit der Elbe nach Westen als Grenze, war offenbar
Boleslav nicht abgekommen. Seine Rüstungen wurden von den Lausitzern
und Böhmen bemerkt. Sie sandten Kunde an den König Heinrich,
der sich damals gerade zu Regensburg aufhielt und dort einige nam-
hafte Große des Reiches bei sich hatte. Diese rieten dem Könige zur
Aufhebung des Posener Friedens. Sobald Boleslav die Kündigung
dieses Friedens zur Kenntnis gebracht war, fiel er in das an der
Elbe gelegene deutsche Gebiet um Magdeburg und plünderte auch,
nach Süden sich wendend, Zerbst, allenthalben die Bewohner hinweg-