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des Königs, d. h. die doch wesentlich dem sächsischen Stamme ange-
hörigen Beisitzer, die sich wohl selbst nicht von aller Schuld rein
wußten, gaben dem Könige eine verständliche Warnung, in dieser auch
sie interessierenden Sache nicht zu strenge zu verfahren. König Heinrich
entzog dem ungetreuen Manne die Markgrafschaft in dem wichtigen
Meißen, die er an Friedrich von Eilenburg, den Bruder des vor
kurzem ermordeten Dedo von Wettin, vergabte, und hieß den Bischof
Arnulf von Halberstadt, ihn in sicheres Gewahrsam nehmen. Später
kam Gunzelin nach Bamberg, wo er bis 1017 in Haft gehalten
wurde. Da sollen ihm in einer Dezembernacht, gerade nach der An-
kunft Heinrichs 1I., wie durch ein göttliches Wunder die Ketten von
den Füßen gefallen sein — man sieht, seine Haft war trotz der „un-
säglichen Milde“ des Königs keine leichte — und daraufhin schenkte
ihm der Kaiser die Freiheit, ohne ihn freilich in seine Würden wieder
einzusetzen. Sein Hauptlehen Frohse bei Magdeburg war an dieses
Erzbistum gefallen und Meißen hatte der König noch 1009, zur Ernte-
zeit, an den Grafen Hermann, den Ekkihardiner, verliehen, der sich
auch durchaus zuverlässig bewies. Doch ehe er in die ihm anvertraute
Veste einzog, suchte Bruno, der Bruder Gunzelins, sie in die Hände
des Polenherzogs zu spielen, der zur Uberrumpelung der Stadt eine
Schar von Bautzen aus abgesandt hatte. An der Zuverlässigkeit der
Wachmannschaft scheiterte der Plan, auf dessen Gelingen Boleslav in
Bautzen mit fieberhafter Erwartung gerechnet hatte, und so konnte
Hermann ohne Schwierigkeiten in Meißen einziehen. Es berührt aber
doch eigentümlich, daß er beim Einzuge geloben mußte, für nichts,
was wider ihn früher geschehen war, Rache nehmen zu wollen. Nur
zwei kleine Leute der Vorstadt, denen man Einverständnis mit dem
Polenherzog nachgewiesen hatte, wurden mit dem Tode bestraft. Bruno
ging frei aus.
Der König aber beschloß, nun nochmals das Kriegsglück gegen
den Polen zu versuchen. 1010 rückte ein königliches Heer von Bel-
gern an der Elbe aus vor. Aber die Erkrankung des Königs und des
hauptsächlichsten Teilnehmers am Zuge, des Erzbischofs Tagino von
Magdeburg, ließ es nur zu einem Plünderungszuge kommen, der
wesentlich von Hermann von Meißen geleitet wurde. Noch minderen
Erfolg hatte die Expedition des Jahres 1012. Dennoch schickte der