Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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die Weiber an, den kämpfenden Männern beizustehen. Die wackeren 
Frauen schleppten Steine herbei, um sie den Polen auf die Köpfe zu 
wersen, andere kamen mit Eimern voll Meth heran — um das Feuer 
zu löschen, da es an Wasser fehlte. Aber das alles würde nicht 
geholfen haben, wenn die Barbaren nicht durch das Steigen des durch 
den Herbstregen geschwollenen Elbstromes an die Rückkehr gemahnt 
worden wären, die ihnen sonst leicht durch ein sicher in Aussicht 
stehendes kaiserliches Entsatzheer abgeschnitten worden wäre. Das kam 
auch anmarschiert, aber leider zu spät, um die Polen zu züchtigen. 
So stellten die Kaiserlichen, zu denen Erzbischof Gero von Magdeburg, 
die Bischöfe Arnulf von Halberstadt und Thietmar von Merseburg, 
der Chronist dieser Zeit, und viele Grasen mit ihren Mannen stießen, 
in vierzehn Tagen die Unterstadt wieder her, ein Beweis, wie wenig 
man an die Dauer des Werkes glaubte. Diesen Unglauben teilte 
auch der Bischof Eido von Meißen, der damals, am 20. Dezember, 
in der Ortschaft Leipzig starb und letztwillig seine Bestattung zu Col- 
ditz verfügte, damit nicht etwa in dem unsicheren Meißen seine ewige 
Ruhe durch die grabesschänderische Hand der heidnischen Polen ge- 
stört werden möge. Trotzdem ließ ihn Markgraf Hermann in Meißen 
beisetzen; die Gebeine des frommen Mannes, der dreiundzwanzig Jahre 
lang Mühsale und Entbehrungen mit der ihm anvertrauten Herde 
treulich durchlitten hatte und oft barfuß durchs Land gezogen war, um zu 
taufen, zu firmeln, zu predigen, zu beerdigen, schienen den Zeitgenossen 
zu wertvoll, um nicht als Schutz der Stadt in der Kirche der Meißener 
Burg aufbewahrt zu werden. 
Der Kaiser sah num schließlich ein, daß auf die bisher eingehaltene 
Weise dem übermächtigen Polenfürsten nicht beizukommen sei. So 
schloß er mit den östlichen Nachbarn der Polen, mit den fernen Russen, 
ein Bündnis, gleichermaßen eines mit den Böhmen und mit den von 
den Polen gereizten Liutizen; außerdem entbot er eine Menge der in 
den östlichen Gegenden am Feldzuge und seinem Gelingen interessierten 
Grafen und Bischöse zu diesem Zuge. Aber das Glück wollte ihm 
dech nicht lächeln. Der kühne Pole schlug die Russen aus dem Felde, 
er wandte sich siegreich gegen das kaiserliche Heer, das er über die 
Elbe zurückwarf; wieder erfuhren die Gegenden zwischen Elbe und 
Mulde die verwüstende Wut der Slaven, und die slwischen Bundes- 
Sturmhoelel, Gelchichte der sͤchsischen Zande.
	        
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