Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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nacheinander im Besitze der Markgrasschaft Meißen waren, und zwar 
Wilhelm bis zum Jahre 1062, Otto nur bis Anfang 1067. Ihr 
Markgrafentum und auch das ihrer Nachfolger fällt in eine sowohl 
für das Reich, als besonders für die thüringisch-meißnischen Lande 
recht schwere Zeit, in die Zeit des bei seinem Regierungsantritt noch 
unmündigen Königs Heinrich IV. Auf seiner Burg Botfeld im Harze 
war Kaiser Heinrich III. am 5. Oktober 1056 im Alter von nur erst 
39 Jahren gestorben; ein großer Verlust für das Reich! Denn seiner 
starken Hand allein war es möglich gewesen, die widerstrebenden Einzel- 
gewalten zum Gehorsam zu zwingen, seine über allen Zweifel erhabene 
Frömmigkeit und sein in der cluniacensischen Richtung gebildetes Ver- 
ständnis für die Fragen der Kirche ließen auch sein oberstes Patronat 
über diese als unanfechtbar erscheinen, so sehr sich die Geistlichkeit von 
dem weltlichen Einflusse zu emanzipieren trachtete. Und nun mußte 
der Erbe einer so schweren Krone in so schweren Zeitläuften ein Knabe 
von sechs Jahren sein, der keine andere Stütze hatte, als eine zwar fromme 
und edelgesinnte, aber doch schwache und den Verhältnissen nicht 
gewachsene Mutter, überdies eine Ausländerin, Agnes von Poiton. 
Nach dem Tode Ottos II. hatte dessen energischen Witwe in der 
Person des Willegis von Mainz der deutsche Klerus zur Seite 
gestanden, besorgt für die Erhaltung des Ottonenkönigtums, weil sich 
die eigenen Interessen mit denen des sächsischen Herrscherhauses deckten. 
Jetzt aber gab es einen solchen patriotisch gesinnten Klerus nicht mehr, 
sondern einen solchen, der es im Streben nach Erweiterung der eigenen 
weltlichen Macht den Landesfürsten eher zuvorthat, an ihrer Spitze 
Anno, der Erzbischof von Köln, neben ihm, des Nachbars Macht im 
Stillen scheeläugig betrachtend, Siegfried, der Erzbischof von Mainz, 
und endlich, beiden ein gewaltiger Nebenbuhler, Adalbert, der Erz- 
bischof von Bremen, dessen Gedanken auf die Gründung einer vom 
Papsttum so gut wie unabhängigen nordisch-germanischen Kirche gingen. 
Dazu flammte sofort der alte Haß zwischen Franken und Sachsen 
empor, welch letztere mit Mißmut in ihren Landen unter Heinrich III. 
neue königliche Pfalzen hatten entstehen sehen, deren Unterhalt, ebenso 
wie der des oft da weilenden Kaisers samt seines Hofstaates ihnen 
lästig wurde, und die ihnen den Untergang ihrer Stammesfreiheit vor- 
zubereiten schienen. Das Sinken des Königtums zeigte sich auch sofort
	        
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