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nacheinander im Besitze der Markgrasschaft Meißen waren, und zwar
Wilhelm bis zum Jahre 1062, Otto nur bis Anfang 1067. Ihr
Markgrafentum und auch das ihrer Nachfolger fällt in eine sowohl
für das Reich, als besonders für die thüringisch-meißnischen Lande
recht schwere Zeit, in die Zeit des bei seinem Regierungsantritt noch
unmündigen Königs Heinrich IV. Auf seiner Burg Botfeld im Harze
war Kaiser Heinrich III. am 5. Oktober 1056 im Alter von nur erst
39 Jahren gestorben; ein großer Verlust für das Reich! Denn seiner
starken Hand allein war es möglich gewesen, die widerstrebenden Einzel-
gewalten zum Gehorsam zu zwingen, seine über allen Zweifel erhabene
Frömmigkeit und sein in der cluniacensischen Richtung gebildetes Ver-
ständnis für die Fragen der Kirche ließen auch sein oberstes Patronat
über diese als unanfechtbar erscheinen, so sehr sich die Geistlichkeit von
dem weltlichen Einflusse zu emanzipieren trachtete. Und nun mußte
der Erbe einer so schweren Krone in so schweren Zeitläuften ein Knabe
von sechs Jahren sein, der keine andere Stütze hatte, als eine zwar fromme
und edelgesinnte, aber doch schwache und den Verhältnissen nicht
gewachsene Mutter, überdies eine Ausländerin, Agnes von Poiton.
Nach dem Tode Ottos II. hatte dessen energischen Witwe in der
Person des Willegis von Mainz der deutsche Klerus zur Seite
gestanden, besorgt für die Erhaltung des Ottonenkönigtums, weil sich
die eigenen Interessen mit denen des sächsischen Herrscherhauses deckten.
Jetzt aber gab es einen solchen patriotisch gesinnten Klerus nicht mehr,
sondern einen solchen, der es im Streben nach Erweiterung der eigenen
weltlichen Macht den Landesfürsten eher zuvorthat, an ihrer Spitze
Anno, der Erzbischof von Köln, neben ihm, des Nachbars Macht im
Stillen scheeläugig betrachtend, Siegfried, der Erzbischof von Mainz,
und endlich, beiden ein gewaltiger Nebenbuhler, Adalbert, der Erz-
bischof von Bremen, dessen Gedanken auf die Gründung einer vom
Papsttum so gut wie unabhängigen nordisch-germanischen Kirche gingen.
Dazu flammte sofort der alte Haß zwischen Franken und Sachsen
empor, welch letztere mit Mißmut in ihren Landen unter Heinrich III.
neue königliche Pfalzen hatten entstehen sehen, deren Unterhalt, ebenso
wie der des oft da weilenden Kaisers samt seines Hofstaates ihnen
lästig wurde, und die ihnen den Untergang ihrer Stammesfreiheit vor-
zubereiten schienen. Das Sinken des Königtums zeigte sich auch sofort