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alter angehörige Ekbert II. von Meißen und endlich die Bischöfe
Burchard von Halberstadt und Benno von Meißen. Die Lage des
Königs war außerordentlich schwierig; ganz Sachsen stand gegen ihn
in Waffen, und gerade zu dieser Zeit gelangte jener merkwürdige Mann
in den Besitz der Tiara, den der Gedanke einer päpstlichen Weltherr-
schaft so völlig gefangen genommen hatte, daß er nicht anstand, die
christliche Welt in einen jahrhundertelang tobenden Kampf zu ver-
setzen, aus dem schließlich weder das Kaisertum, noch das Papsttum
als unbedingter Sieger hervorgehen sollte, wir meinen den streitbaren
Mönch Hildebrand, als Papst Gregor VII. An ihn wandten sich die
aufrührerischen Sachsen, und mit Freuden ergriff der Herrschsüchtige
die Gelegenheit, hier seinen Einfluß zur Schwächung der kaiserlichen
Macht anzuwenden. Nicht, wie es eigentlich seine Pflicht gewesen
wäre, forderte er die Sachsen zum Gehorsam gegen die von Gott
gegebene Obrigkeit auf, sondern er sandte an den König ein mahnen-
des Schreiben, in der sächsischen Frage keine weiteren Schritte zu thun,
als bis seine, des Papstes, Gesandte beide Parteien gehört und nach
ihrer Entscheidung Friede und Eintracht hergestellt sei. Und von diesem
Schreiben gab er den Führern des Ausstandes, dem inzwischen zu den
Verschworenen getretenen Erzbischof Wezel von Magdeburg, Bischof
Burchard von Halberstadt und dem Markgrafen Dedi Kunde, damit
sie genau erkennen konnten, gegen wen diese päpstliche Salbung
eigentlich gerichtet war. So schlossen sie König Heinrich auf der
Harzburg ein, und obwohl es ihm gelang, zu nächtlicher Stunde
von da nach Hersfeld zu entkommen, so sah er sich doch bald durch
die Parteinahme auch der süddeutschen Fürsten für die Sachsen zu dem
Vertrage von Gerstungen im Februar 1074 gezwungen, durch den
er Sachsen und Thüringern die von ihnen verlangten Zugeständnisse
machte.
Daraufhin hielten sich Dedi und Ekbert von Meißen zwar eine
Zeit lang zum Könige, aber die Sachsen überfielen schon im März 1074
die Harzburg, legten sie in Trümmer und schändeten die Gebeine eines
Söhnchens von Heinrich und eines dort begrabenen Bruders des
Königs. Es war allerdings ein wüster Haufe niederen Volkes gewesen,
der den Frevel begangen hatte, und die sächsischen Großen beeilten sich,
ihre Entrüstung über den Vorfall und ihre Nichtteilnahme zu ver-