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überdies erwarb er damit die reichen Allodialbesitzungen der Braun-
schweiger und die einflußreichen Familienverbindungen Gertruds kamen
dem Hause Wettin zu gute. Aus Gertruds Ehe mit Heinrich dem
Fetten war eine Tochter Richenza vorhanden, die den Herzog Lothar
von Sachsen, nachmaligen deutschen Kaiser, heiratete. Von dessen
Beziehungen zum Hause Wettin wird noch die Rede sein. Die wahr-
scheinlich 1102 abgeschlossene Ehe Heinrichs war aber nicht von langer
Dauer; er starb im August 1103. Nach einer sagenhaften Über-
lieferung wurde auf die Nachricht von seinem Ableben von Kaiser
Heinrich IV. Thiemo von Wettin, der sich im kaiserlichen Lager befand
und an der Belagerung einer Burg teilnahm, als Nachfolger Heinrichs
in die Mark Meißen bestellt. Aber kurze Zeit darnach wurde er beie
einem Ausfalle der Belagerten getötet. Dieser Thiemo soll nach dem
Tode seines gleichnamigen Vaters, von dem oben als von einem
Sohne des 1034 ermordeten Markgrafen Dietrich die Rede gewesen
ist, unter der Vormundschaft der Mutter aufgewachsen sein, ein wilder
Junge, der sich gern zu Roß durch Feld und Wald tummelte. Als
es einst am Ostertage im Übermute über ein Saalfeld geritten sei, habe
ihn ein gleichaltriger Jüngling eingeholt und mit einer Ohrfeige ge-
züchtigt. Die Mutter gab ihm auf seine Klage ein besseres Pferd,
mit dem überholte er dann später den Beleidiger und stach ihn mit
dem Schwerte nieder Aus Sorge vor der Rache der Angehörigen
habe ihn dam, so erzählt die Sage weiter, die Mutter an den Hof
des Kaisers gethan, wo er zu einem trefflichen Ritter heranwuchs und
zum Aufseher über den ganzen Hof gesetzt wurde Vermählt war Thiemo
mit Ida, der Tochter Ottos von Nordheim, des Bayernherzogs. Die
beiden Söhne aus dieser Ehe, Dedo und Konrad, traten nun mit
ihren Ansprüchen auf die Hinterlassenschaft Heinrichs hervor, obwohl
dieser seine Gemahlin Gertrud in guter Hoffnung hinterlassen hatte.
Die beiden Brüder aber sprengten das Gerücht aus, bei Gertruds
Jahren sei das gar nicht mehr möglich; sie trage ein Federbett unter
dem Kleide. Da berief die Markgräfin, um dieser böswilligen Erfindung
ein= für allemal entgegenzutreten, ihre Dienstmannen und ließ diese
indem sie ihren Leib entblößte, sich durch den Augenschein von der
Unwahrheit jener Behauptung überzeugen. In der That gab sie 1103
einem Knaben das Leben, der den Namen des Vaters erhielt, und