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Wiprecht von Groitzsch.
Wiprecht von Groitzsch nimmt in der Geschichte der Mark und
in der des Reiches eine gleich bedeutungsvolle Stellung ein. Eine alte,
aber natürlich sagenhafte Überlieferung macht ihn zu einem Abkömmling
des der deutschen Heldensage angehörenden Geschlechtes der Harlunger.
In Wahrheit war er der Enkel eines slavischen Edlen mit Namen
Wulf, der sich um 982 nördlich von Tangermünde in der Gegend
von Stendal zum Herrn des sogenannten Balsamerlandes gemacht hatte.
Von dessen drei Söhnen war nur der dritte, Wiprecht, der um 1050
gestorben ist, vermählt mit einer Gräfin Sigena von Leige, nachdem
er zum Christentum übergetreten war. Er erhielt dadurch Gatersleben
im Schwabengau und Morungen im Helmengau, östlich von Nord-
hausen. Aus dieser Ehe stammten ein Sohn, der uns interessierende
jüngere Wiprecht, und zwei Töchter. Nach dem Tode des Gatten
heiratete Sigena in zweiter Ehe einen Grafen Friedrich von Lengen-
feld und übergab Wiprecht der Vormundschaft des Grafen Udo I. von
der Nordmark, der aber bereits 1057 starb und seinem Sohne Udo II.
die Markgrafschaft vererbte. Der kümmerte sich mit Wohlwollen um
bie ritterliche Ausbildung Wiprechts, der zu einem vielversprechenden
Jüngling heranwuchs. Als nach dem Tode des Markgrafen Otto von
Weimar aus dem Hause Weimar-Orlamünde im Jahr 1067 Udo II.
in den Besitz der Grafschaft Zeitz kam, veranlaßte er Wiprecht, ihm
das vom Vater ererbte Balsamerland gegen die Burg Greitzsch nebst
den zugehörigen Lande und das ebenfalls zum Erbe gehörige Tanger-
münde gegen anderweitige Entschädigungen in der Nordmark abzutreten.
Nach Udos Tode (1106) nahm Wiprecht von Groitzsch, wie er nun-
mchr hieß, den Grafentitel an.
Der neue Besitzer von Greitzsch geriet bald in die Wirren hinein, die
nach Kaiser Heinrichs IV. Mündigsprechung über Sachsen und Thüringen
losbrachen. Er ging deshalb, weil er sich in jenem Teile Thüringens nicht
halten konnte, in den Dienst des Böhmenherzogs Wratislav und stand mit
diesem auf der Seite Heinrichs IV. Nach der Schlacht von Hohenmölsen,
in der er ebensogut wie bei Flarchheim mitgefochten hatte, gelang es ihm,
sich wieder in den Besitz der von ihm eingetauschten Udonischen Güter
in den Marken Zeitz und Merseburg zu setzen. Auf dem Zuge Hein-
Sturuhoeel, eschichte der süchsischen Lande.