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geirrt war, dann während der Winterszeit insgeheim vom Vetter
Adalgoz, dem Magdeburger Erzbischof, in dessen Stadt Loburg einen
Aufenthaltsort angewiesen erhalten hatte und nun für alle die erlittene
Beraubung und Unbill sich nach Rache sehnte.
Wie mit einem Zauberschlage war durch die Niederlage am Welfes-
holze der Bann gebrochen den der Erfolg von 1113 den widersachenden
Fürsten auferlegt hatte. Kaiser Heinrich sagte einen Fürstentag nach
Mainz an; niemand erschien, obwohl der Kaiser versprochen hatte, daß
er allen genügende Aufklärungen über die gegen ihn erhobenen Be-
schwerden geben werde. Dafür rotteten sich die Mainzer Bürger zu-
sammen und verlangten, indem sie den Palast des Kaisers bedrohten,
stürmisch die Freilassung ihres nun schon im dritten Jahre gefangen
gehaltenen Erzbischofs. Heinrich mußte um seiner persönlichen Sicher-
heit willen nachgeben und einem Manne die Freiheit wieder schenken,
der sie zu nichts besserem zu benutzen wußte, als um allenthalben
gegen den Despoten den Geist der Rache und des Kampfes zu schüren.
Dazu erheischten die italienischen Verhältnisse gebieterisch die Anwesen-
heit des Kaisers. Denn Mathilde, die große Markgräfin von Tuscien
und früher Freundin Gregors VII. war gestorben mit Hinterlassung
eines Testaments, das die tuscischen Güter, also im wesentlichen das
spätere Toscana, dem päpstlichen Stuhle vermachte. Unmöglich konnte
Heimich diese Güter für das Reich verloren gehen lassen. Also über-
ließ er das Reich den ihm nächstverwandten stauffischen Brüdern
Friedrich und Konrad und ging nach Italien. Thatsächlich lohnte sich
wenigstens hier der kühne Entschluß Heinrichs: es gelang ihm, durch
entgegenkommendes Verständnis sich die lombardischen Städte zu ge-
winnen. Tuscien zu besetzen, ehe der Papst Schritte zu thun vermochte,
schließlich in das durch Geld und Versprechungen gewonnene und des
Haders müde Rom einzuziehen, aus dem der Papst nach Benevent
entwichen war. Am Ostertage 1117 setzte ihm der Erzbischof von
Braga aus Portugal, der auch beim Papste in hohem Ansehen stand,
wie an solchem Tage üblich, noch einmal die Kaiserkrone auf, während
sich sonst die Kurie durchaus ablehnend verhielt und der Papst jedes
Ansinnen, den über den Kaiser 1112 verhängten Bann zurückzunehmen,
an eine allgemeine Kirchenversammlung verwies. Somit mußte Hein-
rich bei dem Herannahen der den Deutschen stets gefährlichen heißeren