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auch eine Pfarre zu Zeitz zugewiesen; sein zweiter Nachfolger, Wicbert,
las den Slaven die Predigten sogar in wendischer Sprache vor. In
Meißen machte sich rastlos um die Mission Bischof Eido verdient,
dessen Gebeine wegen der Heiligkeit des Mannes, als er 1015 ver-
storben war, der Markgraf nicht in Colditz bestatten lassen wollte, wie
Eido es angesichts der immer wieder drohenden Verheerungen und
Kirchenschändungen der Slaven testamentarisch verfügt hatte, sondern sie
sollten ihre letzte Ruhestatt in Meißen finden und dadurch der Stadt
zu höherem Schutze dienen. Seine Thätigkeit ist offenbar größer ge-
wesen, als die seines späteren Nachfolgers, des heiligen Benno, der
erst von einer späteren Tradition insbesondere als Slavenapostel be-
zeichnet wird. Dessen Opposition gegen Heinrich IV. und sein Ein-
treten für die kirchliche und gregorianische Richtung ließen ihn dem
16. Jahrhundert, als die Reformation ihren Ansturm begann, als einen
besonders der Verherrlichung würdigen Heiligen erscheinen. So wird
von ihm folgende Geschichte erzählt: Markgraf Heinrich von Meißen
(ODer I. von Eilenburg), ein Anhänger Kaiser Heinrichs IV., suchte
nicht bloß die früher der Kirche geraubten Güter zu behalten, sondern
auch noch mehrere an sich zu ziehen, und drückte die Armen, Witwen
und Waisen aufs äußerste. Da stellte ihn Benno einst ernstlich
darüber zur Rede; der Markgraf geriet in großen Zorn und gab
dem frommen Greis einen Backenstreich. Der Bischof aber that darauf
weiter nichts, als daß er sagte, diese That werde über ein Jahr an
demselben Tage gerochen werden. Dies kümmerte den Markgrafen
wenig, besonders da der Bischof bald starb, und als der angedrohte
Tag schon teilweise vergangen war, spottete er hochmütig, der Tag
scheine sich ja ganz gut für ihn anzulassen. Allein plötzlich erschien
ihm der Geist des Heiligen mit zorniger Geberde, und zum Tode
erschrocken rief der gottlose Mann um Hilfe; aber es half nichts; er
stürzte zu Boden und starb. — Dazu braucht man als die beredteste
Kritik nur hinzuzufügen, daß Heinrich I. von Eilenburg schon 1103
gestorben ist, der heilige Benno aber am 16. Juni 1107. Seine Ge-
beine wurden übrigens bei dem Andringen der Reformation aus Meißen
verbracht; erst nach Stolpen, dann nach Wurzen, bis sie seit 1576 in
München untergebracht sind.
Im Sinne des von uns bisher behandelten Zeitalters ist die Ge-
schichte natürlich so passiert; denn bei der mangelnden Volksbildung und
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