Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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auch eine Pfarre zu Zeitz zugewiesen; sein zweiter Nachfolger, Wicbert, 
las den Slaven die Predigten sogar in wendischer Sprache vor. In 
Meißen machte sich rastlos um die Mission Bischof Eido verdient, 
dessen Gebeine wegen der Heiligkeit des Mannes, als er 1015 ver- 
storben war, der Markgraf nicht in Colditz bestatten lassen wollte, wie 
Eido es angesichts der immer wieder drohenden Verheerungen und 
Kirchenschändungen der Slaven testamentarisch verfügt hatte, sondern sie 
sollten ihre letzte Ruhestatt in Meißen finden und dadurch der Stadt 
zu höherem Schutze dienen. Seine Thätigkeit ist offenbar größer ge- 
wesen, als die seines späteren Nachfolgers, des heiligen Benno, der 
erst von einer späteren Tradition insbesondere als Slavenapostel be- 
zeichnet wird. Dessen Opposition gegen Heinrich IV. und sein Ein- 
treten für die kirchliche und gregorianische Richtung ließen ihn dem 
16. Jahrhundert, als die Reformation ihren Ansturm begann, als einen 
besonders der Verherrlichung würdigen Heiligen erscheinen. So wird 
von ihm folgende Geschichte erzählt: Markgraf Heinrich von Meißen 
(ODer I. von Eilenburg), ein Anhänger Kaiser Heinrichs IV., suchte 
nicht bloß die früher der Kirche geraubten Güter zu behalten, sondern 
auch noch mehrere an sich zu ziehen, und drückte die Armen, Witwen 
und Waisen aufs äußerste. Da stellte ihn Benno einst ernstlich 
darüber zur Rede; der Markgraf geriet in großen Zorn und gab 
dem frommen Greis einen Backenstreich. Der Bischof aber that darauf 
weiter nichts, als daß er sagte, diese That werde über ein Jahr an 
demselben Tage gerochen werden. Dies kümmerte den Markgrafen 
wenig, besonders da der Bischof bald starb, und als der angedrohte 
Tag schon teilweise vergangen war, spottete er hochmütig, der Tag 
scheine sich ja ganz gut für ihn anzulassen. Allein plötzlich erschien 
ihm der Geist des Heiligen mit zorniger Geberde, und zum Tode 
erschrocken rief der gottlose Mann um Hilfe; aber es half nichts; er 
stürzte zu Boden und starb. — Dazu braucht man als die beredteste 
Kritik nur hinzuzufügen, daß Heinrich I. von Eilenburg schon 1103 
gestorben ist, der heilige Benno aber am 16. Juni 1107. Seine Ge- 
beine wurden übrigens bei dem Andringen der Reformation aus Meißen 
verbracht; erst nach Stolpen, dann nach Wurzen, bis sie seit 1576 in 
München untergebracht sind. 
Im Sinne des von uns bisher behandelten Zeitalters ist die Ge- 
schichte natürlich so passiert; denn bei der mangelnden Volksbildung und 
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