Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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standes befördert. Je stärker sich die ländliche Bevölkerung mehrte, und 
je mehr allgemach auch in den Städten, namentlich im Westen Deutsch- 
lands, ein industrielles Bürgertum emporkam, um so mehr drängte 
eine solche durch die ganze Lage des Reiches erklärliche Entwickelung 
auf Erhaltung des allgemeinen Friedens. Aber die Züge des Kaisers 
nach Italien, die Kämpfe an der Nord-, Ost= und Westgrenze, die 
damit zusammenhängende Ausbildung des Lehnsadels, die Sucht der 
partikularen Gewalten, auf Kosten des Ganzen oder des Nachbars an 
Macht zu gewinnen, alles das wirkte der Erhaltung des Friedens 
geradenwegs entgegen. Kriegerischer Raub füllte die Kisten und Keller 
der Sieger und ließ den fleißigen Bauer und auch den Handwerker 
und Kaufmann in der Stadt verarmen. Daraus erklärt sich die hohe 
Sympathie, die Heinrich IV. allenthalben im Reiche bei den unteren 
Ständen genoß, seitdem er von 1083 an mit immer erneuter Energie 
den Landfrieden durchführte; daraus erklärt sich aber auch der immer 
wachsende Haß, den der kriegerische Adel auf den Mann warf. Beide 
Umstände kommen ganz klar zum Ausdrucke in einer Biographie 
Heinrichs IV., die ein Unbekannter, aber ein treuer Anhänger des 
Kaisers, bald nach dessen Tode (1106) verfaßt hat. Er ist natürlich 
für seinen Helden eingenommen, aber gerade die uns interessierende 
Stelle nimmt auf offenbar allgemein Bekanntes Bezug und darf darum 
im vollen Umfange geglaubt werden: „Auf daß überall Frieden und 
Ruhe würde,“ so berichtet der unbekannte Autor, „rief der Kaiser die 
Fürsten zu einem Hoftag und stellte, um das Böse, was geschah, zu 
verhindern, eine schwere Strafe für die Übertreter fest. Und diese 
Friedensverfügung war den Armen und Rechtschaffenen ebenso förder- 
lich, wie sie den Schlechtgesinnten und Mächtigen hinderlich war. 
Jenen brachten sie Überfluß, diesen Dürftigkeit und Hunger. Denn 
die, welche bisher ihr Gut an Reisige verschleudert hatten, um von 
recht vielen solchen begleitet einherfahren zu können und anderen an 
Menge der Gerüsteten überlegen zu sein, diese litten jetzt Not, nach- 
dem ihnen — mit ihrem Verlaub sei es gesagt — die Erlaubnis zum 
Plündern genommen; in ihren Kellern wohnte Mangel und Hunger“ 
u. s. w. Man sieht, daß sich die unteren Stände auf ein Kaisertum 
angewiesen sahen, das den Landfrieden zu handhaben wußte. Un- 
zweifelhaft würde bei einem weiteren friedlichen Fortgange dieser neuen
	        
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