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von Meißen in der Wurzener Gegend angesiedelt. Diese Leute waren
durch Uberschwemmungen aus ihrem Vaterlande vertrieben und ließen
sich deshalb im Holsteinischen, in der Nordmark, in Thüringen und auch
im Meißnischen nieder. Offenbar brachten sie ansehnliche Mittel mit, da
sie mit besonderen Rechten und Freiheiten ausgestattet wurden und der
Bischof sie in der Belehnungsurkunde mit großer Hochachtung benennt —
Der Acker ward mehr mit Ochsen und Kühen, als mit Pferden
bestellt und zweimal jährlich, zur Winter= und Sommersaat, benutzt.
Der Pflug war der überlieferte germanische Eisenpflug, der, wie schon
mehrfach sgesagt worden ist, den slavischen Holzpflug besiegte. Die
Feldfrüchte blieben dieselben, die schon im slavischen Zeitalter bekannt
und angebaut waren: Weizen, Roggen, Gerste, Hafer. Hülsenfrüchte
scheinen noch nicht in unseren Gegenden vorhanden gewesen zu sein.
Das Mahlen des Getreides ward nicht mehr im Hause besorgt, sondern
die entweder bei der Herrenburg oder in der Nähe des Klosters ge-
legenen Wassermühlen mahlten das Getreide gegen einen gewissen
Abstrich vom Maße. Ursprünglich wohl von den Hörigen des Land-
eigners betrieben, gingen sie doch allgemach gegen Zahlung einer ge-
wissen in Naturalien bestehenden Abgabe in Eigengut über, wie denn
überhaupt die Müller eine bevorzugte Stellung einnahmen. Von Wind-
mühlen findet sich um diese Zeit in unseren Gegenden noch keine Spur.
Das Backen des Brotes ward aber meist noch daheim von den Frauen
besorgt, auf Herrenhöfen mit ausgedehntem Betriebe thaten es Hörige
umter Aussicht eines Backmeisters. In den mit dem Ende der Periode
sich mehr entwickelnden Städten gab es wohl schon zünftige Bäcker,
die auch feinere Sachen buken. Brot bul man von Hafer als geringste
Sorte. wie die gewöhnlichen Leute es bekamen, aber auch von Roggen
umd Weizen. Das feinere Weißbrot und Semmeln waren an den
Kloster= und Herrentafeln wohl schon das gewöhnlichere geworden.
Außer den genannten Getreidearten kamen auch Flachs, Hanf
umd Hopfen zu feldmäßigem Anbau. Die beiden ersteren wurden beim
kleinen Mann zu Hause von den Frauen versponnen und gedreht, auf
dem Gutshofe aber in Arbeitshäusern von dem weiblichen Gesinde, in
den Städten handwerksmäßig verarbeitet. Der Anbau des Hopfens
beweist, daß man auch schon stärkeres Bier zu brauen verstand neben
dem gewöhnlichen Bier, das noch in den einzelnen Hauswirtschaften