Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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interessierte und warm teilnehmende Liebe des thüringischen Volkes 
verrät. Wegen einer aus Liebe begangenen Mordthat nämlich soll 
Ludwig II. von Kaiser Heinrich IV. auf dem Giebichenstein bei Halle 
gefangen gesetzt worden sein; aber ein kecker Sprung aus dem Fenster 
der Burg in die Saale — die örtliche Beschaffenheit erweckt an und für 
sich schon die schwersten Bedenken — habe ihn gerettet, indem er beim 
Sprunge seinen Mantel als eine Art Fallschirm ausgebreitet habe. 
Der Beiname Saltator, wie er in der lateinischen Form heißt, konunt 
schon in den die Jahre 1125 bis 1137, also das Zeitalter Lothars 
von Sachsen behandelnden Erfurter Annalen vor; somit muß er schon 
damals gang und gäbe gewesen sein. Es liegt die Vermutung nahe, 
daß der Mann den Beinamen Salius trug, entsprechend der oben er- 
wähnten Herkunft von den Saliern oder Franken, und daß die diesen 
Ursprung nicht mehr verstehenden späteren Chronikenschreiber dies mit 
einer wirklich über Ludwig verhängten Haft irrtümlicherweise zusammen- 
brachten. — Auch sonst beschäftigt sich die Thüringer Volkssage mit 
dem zweiten Ludwig. Wie der Vater im Osten seines Gebietes die 
Schauenburg baute, so soll der Sohn im Westen die Wartburg errichtet 
haben. „Wart' Berg, du sollst mir eine Burg werden!“ so, berichtet 
die Sage, habe Graf Ludwig ausgerufen, als er einst auf einem seiner 
Jagdzüge zu diesem in anmutigster Gegend gelegenen Berg gekommen 
war. Abgesehen von der Wahrscheinlichkeit dieser an „Oschatz“ erinnern- 
den Uberlieferung hat wirklich die Burg ursprünglich den Namen des 
Wartbergs getragen. Nun aber gehörte der Berg nicht zu dem Be- 
sitze des Grafen; da habe er den Gipfel mit Erde von seinem Gute 
bedecken lassen und dann darauf mit zwölf Eideshelfern geschworen, 
daß sie auf eigenem Grund und Boden stünden. Infolgedessen habe 
der Richter ihm den Berg zugesprochen. Es habe sich nun ferner gut 
getroffen, daß um diese Zeit eine Hungersnot gewesen sei. Da habe 
der Graf seine reichen Kornspeicher in Sangerhausen geöffnet für die 
Bedürftigen, aber unter der Bedingung, daß sie ihm beim Bau der 
Burg behilflich wären. Da sei diese denn bald emporgestiegen. Alles 
das aber wird in das Jahr 1067 als geschehen angesetzt. Am Fuße 
der neuen Veste aber siedelte Ludwig die Einwohner eines schon früher 
dort vorhanden gewesenen Ortes, die sich in der Umgegend zerstreut 
hanten, wieder an, und das waren die Anfänge von Eisenach.
	        
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