— 210 —
dition. Jedenfalls erwuchs Ludwig, nachdem er sich mit Adelheid ver-
mählt hatte, eine nicht unbedeutende Vermehrung seines Gebietes.
Demn dies erstreckte sich nunmehr bis an die Unstrut, wo er auf hoch-
gelegenem Berge die Neuenburg errichtete, zu deren Füßen sich das
Städtchen Freiburg anbaute. An die Schuld Ludwigs des Saliers,
mag sie nun wahr sein oder der Sage angehören, knüpft sich zunächst
die Entstehung der Sprunggeschichte, weil Heinrich IV. den Mörder
seines Pfalzgrafen dann auf dem Giebichenstein habe einsperren lassen,
und dann die Gründungssage von Reinhardsbrunn. Eines Tages
habe der Springer seine Tafel vollbesetzt mit Fleischspeisen gefunden,
obwohl als am Charfreitag strengstes Fasten vorgeschrieben war. Vor-
wurssvoll habe er seine Frau über diese Verletzung der kirchlichen Vor-
schriften angelassen, da habe diese ihn gefragt, ob er in seinem Leben
nicht schon schwerere Sünde auf sich geladen habe. Dadurch sei ihm
das Gewissen gewaltig gerührt worden, und auf Zureden des nach-
maligen Bischofs Harrand von Halberstadt und des nachmaligen ersten
Abtes Giselbert von Reinhardsbrunn habe er sich zur Stiftung dieses
Klosters entschlossen. Es wurde mit 150 Hufen benachbarten Landes
ausgestattet und eine päpstliche Bulle ausgewirkt, die die Unterstellung
des Klosters unmittelbar unter Rom, also nicht unter den Erzbischof
von Mainz, zusicherte. Die kaiserliche Bestätigung erfolgte 1089;
weitere Schenkungen sicherten dem neuen Kloster eine gedeihliche Ent-
wickelung. Die Vogtei, d. h. die Verwaltung der Gerichtsbarkeit, und
den Heerbann behielt sich Ludwig für seine Lebenszeit selbst vor; auch
sollten die späteren Vögte, wenn auch durch Wahl der Mönche, aus
seiner Nachkommenschaft genommen werden. Die kaiserliche Bestätigung
der Reinhardsbrunner Stiftung läßt den Schluß zu, daß sich Lud-
wig II. in jener Zeit noch auf seiten des Kaisers Heinrich IV. befand.
Erst um 1094 wandte er sich wohl von ihm ab. Bischof Waltram
von Naumburg schrieb darum ein ernstlich mahnendes Schreiben an
ihn, in dem er ihn wegen seines Ungehorsams gegen den Koaiser tadelte
und hinwies auf die warnenden Beispiele der Aufrührer gegen kaiser-
liche Gewalt, eines Herzogs Rudolf von Schwaben, eines Hildebrand,
der sich Papst und Gregor VII. nannte, eines Ekbert von Meißen.
Darauf ließ ihm Ludwig durch den schon genannten Bischof Harrand
von Halberstadt eingehend, aber auch grob genug antworten. Doch