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Slaven, und im Rassenkampfe gegen sie wurde noch unter der fränki-
schen Herrschaft das politische Interesse der Thüringer nach Osten
gelenkt.
Der Slavenstamm der Sorben, von dem bald im Zusammenhange
die Rede sein soll, hatte im ersten Drittel des 7. Jahrhunderts unter dem
flüchtigen Franken Samo jenseits der Saale ein großes Reich gegründet.
Nachdem die Sorben 630 den Frankenkönig Dagobert besiegt, erfuhren
sie 632 dasselbe Schicksal durch die tapfere Hand des Thüringers
Radulf; dieser versuchte auch mit Erfolg, das fränkische Joch abzu-
streisen und ein selbständiges thüringisches Herzogtum zu gründen. Doch
bestand dies nur durch ein paar Generationen. Karl Martell — der
Streithammer, so genannt, weil er 732 durch die Schlacht bei Tours
und Poitiers die vordringenden Araber zusammengehämmert hatte —
wußte auch in Thüringen die Bande der Abhängigkeit fester zu
schmieden. Unter ihm und seinen Nachfolgern, Pipin und Karl dem
Großen, entwickelte sich durch die von diesen Herrschern gestellte natio-
nale Aufgabe, gegen die Slaven anzukämpfen und sie der christlichen
Kultur zuzuführen, ein selbständiges Volkstum der Thüringer, die durch
diese Interessengemeinschaft sich nun enger mit den Franken verbanden
und darum von Karl dem Großen 802 auf dem Maifelde von Aachen
ihr ihnen eigentümliches Stammesrecht anerkannt sahen. Karl errichtete
dann, nachdem sein ältester Sohn die Sorben 805 und 806 zurück-
gedrängt hatte, eine Grenzgrafschaft zwischen Gera, Unstrut und Saale.
Diese Einrichtung stand in weiterem Zusammenhange mit der im
Jahre 805 gezogenen sorbischen Grenzmark, die von Lorch an der
Donau über Regensburg, Bamberg, Forchheim, Hallstadt, Erfurt nach
Magdeburg und Bardowieck lief. Nur in den genannten Städten
sollte Handel und Verkehr mit den Slaven getrieben werden, wobei
namentlich die Ausfuhr von Waffen ganz verboten war. Von dieser
thüringischen Mark zweigten sich dann die Marken Merseburg, Zeitz.
Meißen ab, wie noch erzählt werden wird. Aus dieser Zeit des noch
wesentlich als Verteidigungskampf aufzufassenden Krieges gegen die
Slaven rühren die festen Burgen am linken Ufer der Saale, Saalfeld,
Rudolstadt, Orlamünde, Kahla, Dornburg, Großjena, Goseck; aus
der folgenden Zeit des Angriffs (vom Ende des 9. Jahrhunderts an)
die Burganlagen auf dem rechten Saalufer: Ziegenrück, Leuchtenburg,