Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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nirgends sich günstig erwies, mußte er sich ins Ausland flüchten; natür- 
lich suchte er bei seinem Schwager Konrad Hilfe. Dieser bot nament- 
lich den sächsischen Heerbann auf, vor andern Albrechts des Bären und 
Konrads von Wettin; auch der andere Schwager des Vertriebenen, der 
Böhmenherzog, gleichermaßen Wladislav mit Namen, der eine andere 
Halbschwester König Konrads, Gertrud, geheiratet hatte, nahm an dem 
Feldzuge teil. Der Erfolg entsprach nicht den Erwartungen, da die 
bedrohten Brüder sich genügend gerüstet hatten. Auf längere Unter- 
nehmungen aber war man nicht eingerichtet, so nahm man die von dem 
ältesten der polnischen Brüder dargebotene Hand der friedlichen Aus- 
einandersetzung gern an. Die Verhandlungen mit Boleslav wurden 
durch Albrecht von Brandenburg und Konrad von Wettin geführt; der 
Gegner versprach, sich auf dem nächsten Hoftage zu stellen, gab und 
empfing Geiseln, und somit war die Angelegenheit wenigstens vorläufig 
erledigt, wenn auch Wladislav nicht in seine Erblande zurückgelangte. 
Er belam vom Schwager Altenburg als Wohnsitz angewiesen; dessen 
Bemühungen, die in seine letzten Tage fallen, um den seiner Erbschaft 
beraubten Mann wieder zurückzuführen, blieben erfolglos, namentlich 
da unterdessen seine und des Reiches Kräfte durch ein ganz anderes 
Unternehmen in Anspruch genommen waren. 
Am Weihnachtstage nämlich des Jahres 1144 war die am weitesten 
nach Osten vorgeschobene Veste des Christentums, eine Errungenschaft 
des ersten Kreuzzuges, von dem Emir Imad Eddin Zenki erobert 
worden. Das heilige Grab war zunächst durch dieses Ereignis noch 
nicht bedroht, aber die orientalischen Christen baten doch den damaligen 
Papst Eugen III. um Unterstützung. Dieser beauftragte Bernhard, den 
bei der ganzen abendländischen Christenheit in höchstem Ansehen stehen- 
den Abt des Cisterzienserklosters Clara Vallis (Clairvaux), mit der 
Kreuzpredigt in Italien und Frankreich. Er entledigte sich seines Auf- 
trages mit sichtlichem Ersolge, namentlich da er, den im Volke um- 
laufenden Gerüchten folgend, weniger von dem unbekannten Edessa als 
von den dem heiligen Grabe drohenden Gefahren zu reden wußte und 
im Auftrage des Papstes den Teilnehmern am Kreuzzuge Sünden- 
erlaß und Befreiung von der Zinsenzahlung für ctwaige Schulden in 
Aussicht stellen konnte. Ja, er hatte cinen vom Papste gar nicht 
erwünschten Erfolg. Auch den König Konrad bewegte er durch eine
	        
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