Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

— 254 — 
angeredet wurde, andererseits aber die weltlichen Geschäfte besorgte. 
Der Abt wurde durchaus durch freie Wahl der Mönche auf seinen 
Posten berufen. Indem nun 1221 die Vormünder Heinrichs des Er- 
lauchten dem Kloster Zollfreiheit und Geleitsfreiheit, d. h. die Be- 
freiung von Zöllen auf ein= und ausgeführten Waren und von der 
an den Markgrafen zu zahlenden Geleitsgebühr, erteilten, 1224 aber 
König Heinrich, der den Vater vertretende Sohn Friedrichs II,, ihm das 
Recht gab, auch ohne des Kaisers Genehmigung Reichslehen zu er- 
werben, so würde der Abt von Zella wohl mit der Zeit in die Reihe 
der geistlichen selbständigen Herren Deutschlands aufgerückt sein, wenn 
ihn nicht die aus den früheren Markverhältnissen hervorgegangene 
größere landesherrliche Gewalt des Markgrafen zum regelmäßigen 
Besuche der fürstlichen Landtage gezwungen und so zu einem Vasallen, 
wenn auch höheren Ranges als die übrigen, herabgedrückt hätte. 
Die dem Kloster Zella geschenkten 800 Hufen Landes mußten 
natürlich, ehe sie dem Kloster Nutzen bringen konnten, urbar gemacht 
werden. Dabei wurde man alsbald auf den Silberreichtum, nament- 
lich der weiter nach dem Gebirge zu liegenden Gegenden, aufmerksam, 
und die Kunde davon drang in Gegenden, in denen man schon mit 
dem Erzbergbau bekannt war, so besonders nach dem Harz, und 
von dort kamen Ansiedler, die sich, des eigenen Gewinnes wegen, nicht 
in dem Klostergebiete festsetzten. So entstanden schon vor 1170 durch 
Rodungen im Miriquidiwalde, in der Nähe des heutigen Freiberg, die 
Dörfer Christiansdorf, Tuttendorf und Berchtoldsdorf (Bertelsdorf), 
alle drei zu dem Zwecke, um da Bergbau zu treiben. Zu bessen 
Schutze legte etwa um 1171 Otto dort eine Burg an, die 1175 vollendet 
wurde. Die Schicksale Heinrichs des Löwen wurden dann bis in 
diese Gegenden wirksam. Denn in dem Kampfe zwischen ihm und 
seinen Vasallen nach der vom Kaiser über ihn ausgesprochenen Acht 
zerstörte Heinrich die Goslarer Schmelzhütten und verschüttete die 
dortigen Gruben. Infolgedessen verließen die Goslarer Berg= und 
Hüttenleute ihre bisherige Heimat, um den schon vorangezogenen Ge- 
nossen nach den neuentdeckten Silberadern in Meißen zu folgen und dort 
ihre technischen Kenntnisse zur Anerkennung und Anwendung zu bringen. 
Sie siedelten sich in der Nähe der von Otto gegründeten Burg an, etwa 
1181, ohne noch eine wirkliche städtische Gemeinde zu bilden, obwohl
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.