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angeredet wurde, andererseits aber die weltlichen Geschäfte besorgte.
Der Abt wurde durchaus durch freie Wahl der Mönche auf seinen
Posten berufen. Indem nun 1221 die Vormünder Heinrichs des Er-
lauchten dem Kloster Zollfreiheit und Geleitsfreiheit, d. h. die Be-
freiung von Zöllen auf ein= und ausgeführten Waren und von der
an den Markgrafen zu zahlenden Geleitsgebühr, erteilten, 1224 aber
König Heinrich, der den Vater vertretende Sohn Friedrichs II,, ihm das
Recht gab, auch ohne des Kaisers Genehmigung Reichslehen zu er-
werben, so würde der Abt von Zella wohl mit der Zeit in die Reihe
der geistlichen selbständigen Herren Deutschlands aufgerückt sein, wenn
ihn nicht die aus den früheren Markverhältnissen hervorgegangene
größere landesherrliche Gewalt des Markgrafen zum regelmäßigen
Besuche der fürstlichen Landtage gezwungen und so zu einem Vasallen,
wenn auch höheren Ranges als die übrigen, herabgedrückt hätte.
Die dem Kloster Zella geschenkten 800 Hufen Landes mußten
natürlich, ehe sie dem Kloster Nutzen bringen konnten, urbar gemacht
werden. Dabei wurde man alsbald auf den Silberreichtum, nament-
lich der weiter nach dem Gebirge zu liegenden Gegenden, aufmerksam,
und die Kunde davon drang in Gegenden, in denen man schon mit
dem Erzbergbau bekannt war, so besonders nach dem Harz, und
von dort kamen Ansiedler, die sich, des eigenen Gewinnes wegen, nicht
in dem Klostergebiete festsetzten. So entstanden schon vor 1170 durch
Rodungen im Miriquidiwalde, in der Nähe des heutigen Freiberg, die
Dörfer Christiansdorf, Tuttendorf und Berchtoldsdorf (Bertelsdorf),
alle drei zu dem Zwecke, um da Bergbau zu treiben. Zu bessen
Schutze legte etwa um 1171 Otto dort eine Burg an, die 1175 vollendet
wurde. Die Schicksale Heinrichs des Löwen wurden dann bis in
diese Gegenden wirksam. Denn in dem Kampfe zwischen ihm und
seinen Vasallen nach der vom Kaiser über ihn ausgesprochenen Acht
zerstörte Heinrich die Goslarer Schmelzhütten und verschüttete die
dortigen Gruben. Infolgedessen verließen die Goslarer Berg= und
Hüttenleute ihre bisherige Heimat, um den schon vorangezogenen Ge-
nossen nach den neuentdeckten Silberadern in Meißen zu folgen und dort
ihre technischen Kenntnisse zur Anerkennung und Anwendung zu bringen.
Sie siedelten sich in der Nähe der von Otto gegründeten Burg an, etwa
1181, ohne noch eine wirkliche städtische Gemeinde zu bilden, obwohl