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führte dadurch eine Verwickelung herbei, die das Geschlecht Wettin
leicht um den Besitz der Mark Meißen hätte bringen können, wenn
nicht Heinrichs VI. unerwartet früher Tod einen grundstürzenden Um-
schwung verursacht hätte.
Heinrich VI. hatte sich 1186, wie schon früher erzählt wurde, mit
Konstanze, der Erbtochter des sizilischen Königs Wilhelm II., zu Mailand
vermählt und damit ein Anrecht auf die normännische Krone erworben.
Am 11. November 1189 nun starb Wilhelm II., und die Nachricht
hiervon rief Heinrich nach Italien. Aber zunächst hielten ihn heimische
Sorgen, denn eben war auch Heinrich der Löwe aus der Verbannung
zurückgekehrt, in die ihn Kaiser Friedrichs vor Antritt des Kreuzzuges
getrofsene Bestimmung aufs neue gesandt hatte, da er die Teilnahme
am Kreuzzuge, auch auf Kosten des Kaisers, zurückgewiesen hatte. Ein
heftiger Kampf entbrannte in Niedersachsen zwischen den alten Gegnern
des Löwen und diesem, der rasch Fortschritte machte, aber dann bei
Lübeck durch den Grafen Adolf III. von Schauenburg besiegt wurde.
Diese Niederlage machte ihn gefügig, und da auch König Heinrich, in
dem Wursche, endlich nach Italien zu kommen, nachgab, so wurde ein
vorläufiger Friede zu Fulda (Anfang Juni 1190) geschlossen, der
freilich dem Löwen nicht viele, aber doch einige Vorteile gewährte,
vor allem sein Bleiben in Deutschland zugab. Zur Sicherheit nahm
König Heinrich zwei Söhne des Löwen, Heinrich und Otto, als
Geiseln. Der erstere mußte ihn mit fünfzig Reitern nach Italien be-
gleiten. Denn dort hatte sich nach dem Tode Wilhelms II. die deutsch-
feindliche, die nationale Partei um einen illegitimen Sohn Wilhelms,
Tancred von Lecce, gesammelt und die Oberhand über die Deutsch-
gesinnten gewonnen, die sich um den Erzbischof Walther von Palermo
scharten, so daß dieser im Januar 1190 Tancred krönen mußte.
Gleichzeitig schürte Richard Löwenherz von England, der Schwager
Heinrichs des Löwen, der, auf der Kreuzfahrt begriffen, in Messina
den weiteren Verlauf der Ereignisse abwarten wollte, die Abneigung
der Sizilier und Unteritaliener gegen die bevorstehende stauffische Herr-
schaft. Heinrich VI. mußte also je eher je lieber seinen Zug nach
Italien antreten. Unter dem von ihm berufenen Ausgebot befand sich
auch Albrecht von Meißen. Doch kam der Winter 1190/91 heran,
ehe man ziehen konnte.