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hard von Sachsen, den wir als mütterlichen Oheim Albrechts kennen
gelernt haben, eine Aussöhnung zwischen den beiden entzweiten Für-
sten zu stande brachte. Der Kaiser befand sich um diese Zeit in
Altenburg, wohin er nach dem ergebnislosen Reichstage von Nord-
hausen übergesiedelt war, als er von dieser Verständigung hörte.
Mit Recht hielt er sich in der den beiden neuen Verbündeten gleich
gut zugänglichen Stadt nicht mehr für sicher und ging eilends nach
Regensburg.
Ein Glückswechsel ebenso folgenschwer als überraschend und einzig
in seiner Art riß Heinrich VI. aus allen Nöten. Der englische König
Richard Löwenherz, der nahe Verwandte des Welfen, der bei Gelegen-
heit des von Friedrich I. begonnenen Kreuzzuges den Herzog Leopold
von Österreich tödlich beleidigt hatte, war auf der Rückkehr vom ge-
lobten Lande durch widrige Winde nach der venetianischen Küste ver-
schlagen worden und hatte den abenteuerlichen Plan gefaßt, sich ver-
kleidet durch das Land seines Todfeindes zu schleichen und dann bei
Heinrich dem Löwen Unterkunft und Weiterbeförderung zu suchen. Aber
das Unglück wollte, daß er am 21. Dezember 1192 zu Wien in Leopolds
von Ssterreich Gefangenschaft geriet und von diesem nach kurzer Hast auf
dem Dürrenstein an der Donau, wo ihn der Sage nach Richards treuer
Sänger Blondel ausfindig gemacht haben soll, im März 1193 dem
Kaiser ausgeliefert wurde. Auf dem Trifels wurde er in ehrenvoller
Haft gehalten. Aus diesem glücklichen Zusall verstand nun Heinrich VI.
ausgezeichnet Kapital zu schlagen, sowohl im eigentlichen als im über-
tragenen, im politischen Sinne. Erstens einmal mußte der Engländer
ein so hohes Lösegeld bezahlen, daß der Kaiser damit, und zwar nun-
mehr mit glücklichstem Erfolge, eine neue Expedition nach Unteritalien
ausrüsten konnte, zweitens aber wurde durch diese vormehme Geisel
das welfische Haus gezwungen, sich vor dem neuen Zuge nach Italien
mit Heinrich VI. zu verständigen. Es geschah dies 1194 auf der
kaiserlichen Pfalz Tilleda, am Ostfuße des Kyffhäusers gelegen, und
es wurde dadurch besonders das neue Band gesestigt, daß Heinrich VI.
dem jüngerea Heinrich, dem Sohne des Löwen, die von Vater und
Sohn erwünschte eheliche Vereinigung mit der Tochter des Pfalzgrafen
Konrad bei Rhein, des Kaisers Base, zusagte. Damit war aber natür-
lich auch der Fürstenbund gesprengt.