— 269 —
Jahr und Tag vorschrieb, das Land bis an seinen Tod durch stauffische
Beamte verwalten ließ. Offenbar also wollte er es dauernd unter
seine landesherrliche Verfügung stellen und es bei dieser Gelegenheit
nach und nach als Reichsgut einziehen. Das Ableben Heinrichs des
Löwen (1195), der sich vorher mit dem Stauffen gänzlich vertragen
hatte, gestattete ihm überhaupt ein ziemlich willkürliches Verfahren in
den sächsischen Landen.
So benützte Heinrich in Deutschland rücksichtslos jede Gelegenheit,
um seine Hausmacht zu erweitern; aber er dachte noch an Größeres.
Ende 1195 zu Worms und Anfang April 1196 zu Würzburg legte
er den versammelten deutschen Fürsten den Plan vor, die deutsche
Kaiserwürde, die bisher halb erblich, halb von einer Fürstenwahl ab-
hängig gewesen war, zu einer durchaus erblichen zu machen; er bot den
Fürsten dafür die volle Durchführung der Lehnserblichkeit, sogar in
weiblicher Linie, und den geistlichen Fürsten die Aufgabe des vielum-
strittenen Spolienrechtes, d. h. des kaiserlichen Anspruches auf den Heim-
fall des Privatvermögens eines gestorbenen Geistlichen an die kaiserliche
Kammer. Augerblicklich zwar ließen sich die Fürsten und Bischöfe
durch Drohungen und Versprechungen für diese Vorlage gewinnen,
aber während der die Verhandlungen unterbrechenden Abwesenheit des
Kaisers in Italien besannen sie sich eines anderen. Auf einer im
Oktober 1196 zu Erfurt abgehaltenen Tagsatzung wurde die von
Heinrich vorgeschlagene Verfassungsänderung entschieden zurückgewiesen.
Eine Einigung mit dem mittlerweile zurückgekehrten Kaiser fand dann
unter Vermittelung des Erzbischofs Konrad von Mainz am Ende des
Jahres 1196 zu Frankfurt statt: man wählte des Kaisers damals
gerade zwei Jahre alt gewordenes Söhnlein zum Nachfolger, menschlicher
Berechnung nach somit wenigstens für die nächste Generation den Plänen
des Kaisers entsprechend. Außerdem begann man zur Ausführung des
Kreuzzuges zu rüsten, den man schon zu Würzburg beschlossen hatte.
Auch der Kaiser war sehr für dies Unternehmen; sein ruheloser, alles
umspannender, alles, auch das Höchste erstrebender Geist dachte an
eine Ausdehnung der kaiserlichen Herrschaft über die gesamten Mittel-
meergestade; schon zitterte man in Byzanz vor solchen Plänen. Aber
mitten in solchen großartigen Entwürfen, hinweg von dem Gipfel einer
Macht, die an das Reich Karls des Großen gemahnte, raffte ihn am