Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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Jahr und Tag vorschrieb, das Land bis an seinen Tod durch stauffische 
Beamte verwalten ließ. Offenbar also wollte er es dauernd unter 
seine landesherrliche Verfügung stellen und es bei dieser Gelegenheit 
nach und nach als Reichsgut einziehen. Das Ableben Heinrichs des 
Löwen (1195), der sich vorher mit dem Stauffen gänzlich vertragen 
hatte, gestattete ihm überhaupt ein ziemlich willkürliches Verfahren in 
den sächsischen Landen. 
So benützte Heinrich in Deutschland rücksichtslos jede Gelegenheit, 
um seine Hausmacht zu erweitern; aber er dachte noch an Größeres. 
Ende 1195 zu Worms und Anfang April 1196 zu Würzburg legte 
er den versammelten deutschen Fürsten den Plan vor, die deutsche 
Kaiserwürde, die bisher halb erblich, halb von einer Fürstenwahl ab- 
hängig gewesen war, zu einer durchaus erblichen zu machen; er bot den 
Fürsten dafür die volle Durchführung der Lehnserblichkeit, sogar in 
weiblicher Linie, und den geistlichen Fürsten die Aufgabe des vielum- 
strittenen Spolienrechtes, d. h. des kaiserlichen Anspruches auf den Heim- 
fall des Privatvermögens eines gestorbenen Geistlichen an die kaiserliche 
Kammer. Augerblicklich zwar ließen sich die Fürsten und Bischöfe 
durch Drohungen und Versprechungen für diese Vorlage gewinnen, 
aber während der die Verhandlungen unterbrechenden Abwesenheit des 
Kaisers in Italien besannen sie sich eines anderen. Auf einer im 
Oktober 1196 zu Erfurt abgehaltenen Tagsatzung wurde die von 
Heinrich vorgeschlagene Verfassungsänderung entschieden zurückgewiesen. 
Eine Einigung mit dem mittlerweile zurückgekehrten Kaiser fand dann 
unter Vermittelung des Erzbischofs Konrad von Mainz am Ende des 
Jahres 1196 zu Frankfurt statt: man wählte des Kaisers damals 
gerade zwei Jahre alt gewordenes Söhnlein zum Nachfolger, menschlicher 
Berechnung nach somit wenigstens für die nächste Generation den Plänen 
des Kaisers entsprechend. Außerdem begann man zur Ausführung des 
Kreuzzuges zu rüsten, den man schon zu Würzburg beschlossen hatte. 
Auch der Kaiser war sehr für dies Unternehmen; sein ruheloser, alles 
umspannender, alles, auch das Höchste erstrebender Geist dachte an 
eine Ausdehnung der kaiserlichen Herrschaft über die gesamten Mittel- 
meergestade; schon zitterte man in Byzanz vor solchen Plänen. Aber 
mitten in solchen großartigen Entwürfen, hinweg von dem Gipfel einer 
Macht, die an das Reich Karls des Großen gemahnte, raffte ihn am
	        
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