Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

– 21 — 
der also schon reich entwickelt war. Dagegen scheint der Binnenhandel 
unter den Sorben so gut wie gar nicht existiert zu haben, ebensowenig 
wie größere Heer= und Handelsstraßen und größere feste Brücken über 
die Flüsse. 
Sozlale Verhältnisse der Sorben. 
Auch der Sorbe kannte Freie und Unfreie, welche letztere smardi 
oder smurdi genannt wurden. Die Freien, die sich untereinander durch 
Besitz und durch das von den Bätern ererbte Ansehen unterschieden, 
berieten in der gromada, das ist die Versammlung der Supanie, ge- 
meinsam über die Angelegenheiten des Gaues und waren zum Kriegs- 
dienste verpflichtet, der edlere und reichere Freie zu Roß mit Schild, 
Schwert und Speer bewehrt und von einer nach dem Besitze sich 
richtenden Schar Geleitsmannen begleitet, der niedere Freie zu Fuß, 
mit Wurfspieß, Schwert, Streitaxt oder Bogen und Pfeilen bewaffnet. 
Ein umfassendes Staatsganze mit ausgeprägtem staatlichen Leben, wie 
etwa die Tschechen in Böhmen sich unter einem Herzog einten, haben 
die Sorben nicht gebildet. Ab und zu nur tauchen in der Geschichte 
die Namen einzelner Häuptlinge auf, die sich bei dem oder jenem 
Stamme für die Zeit ihres Lebens größeren Ansehens erfreuten, aber 
dann wieder verschwinden. " 
NeligiöfeBokstelluugeuundCharaktetdersorbetu 
Während sich bei den an der Ostsee wohnenden Slaven ein be- 
stimmter Priesterstand herausgebildet hatte, scheint ein solcher den 
Sorben gefehlt zu haben. Den Sippen= und Stammesältesten lag 
es ob, den Verkehr mit der Gottheit zu regeln, namentlich in heiligen 
Hainen oder auf Hügeln in Gegenwart der ganzen Sippe Opfer dar- 
zubringen, die in der Schlachtung und Verbrennung von Tieren, be- 
sonders Rindern und Schafen, aber auch von Kriegsgefangenen, 
namentlich von Christen, oder auch in der Darbietung von Feldfrüchten 
bestanden. Die religiösen Vorstellungen der Sorben beruhten wie die 
ihrer Nachbarn, der Germanen, auf der Personifikation von Natur- 
erscheinungen und Naturkräften. Namentlich stand bei ihnen in An- 
sehen der Donnergott Perun, nach dem Pirna seinen Namen haben 
dürfte. Der lichte Gott des heiteren Sonnenlichtes, der Winde und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.