Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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des Weiters, der Sieg-- und Segenspender war der namentlich von 
den Ostseeslaven verehrte Svantovit, den man als den alles über- 
schauenden Gott wohl auch vierköpfig darzustellen pflegte. Dreiköpfig 
stellten die Slaven den Triglav dar, dessen Wesen ebensowenig be- 
stimmt ist wie das des Radigast, die wohl beide als Kriegsgottheiten 
aufzufassen sind. In dem Namen der Stadt Jüterbogk hat sich der 
slavische Gott der Morgenröte Jutrebog erhalten, während in Zeitz 
sich Ciza die Göttin der Säugenden bergen soll. Als schaffende 
Naturkraft im Sinne des römischen Priapus wurde noch im Anfange 
des 12. Jahrhunderts der Gott Pripegala in bacchantischen Festlich- 
keiten gefeiert. Den Kampf des Lichtes mit der Finsternis personifizierte 
man in dem Gornebog, dem schwarzen, und dem Bjelobog, dem 
weißen Gotte, nach dem noch zwei Berge in der Oberlausitz, der 
Czerneboh und der Bieleboh ihren Namen tragen. Außerdem war 
ein lebendiger Aberglaube an Kobolde und Nixen rege, an die Pschi- 
polnica"), die in der Mittagsstunde verschleiert durch die wogenden 
Kornfelder schreitet, an den nächtlichen Jäger, an Feuermänner, am 
die Smertnica, deren Pochen einen Todesfall verkündet u. s. w. Alle 
diese Dinge haben sich bis auf den heutigen Tag in merkwürdiger 
Frische im Volksglauben erhalten. Natürlich gab es auch eine Reihe 
von Orakelstätten, wie auf dem Frageberge bei Bautzen oder der je 
nach der Beschaffenheit seiner Oberfläche Glück oder Unglück weissagende 
See bei Paltzschen, unweit Lommatsch. 
Obgleich der mittelalterliche Geschichtschreiber Thietmar von Merse- 
burg es leugnet, so besaßen die Sorben doch den Glauben an ein 
Fortleben der Seele nach dem Tode. Deshalb fügte man zum Leich- 
nam, der der Erde übergeben ward oder zur Aschenurne — denn 
beide Bestattungsweisen, Beerdigung wie Verbrennung, waren bei den 
Sorben gebräuchlich — auch noch Speise und Trank als Wegzehrung 
für den Toten. — Den Göttern und den wechselnden Jahreszeiten zu 
Ehren wurden eine Anzahl von Festen gefeiert, bei denen sich die dem 
Slaven eigentümliche Lebenslust, die dann auch zum Teil auf den 
Besieger übergegangen ist, in Gesang, Reigentanz, Schmaus und Trink- 
jubel bethätigte. Uberhaupt liebte und liebt der Slave heute noch 
*) Spr. flav. o steis wie #
	        
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