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ehrenvoll empfangen wurde. Dahin lud er Fürsten, Edle, Freie
und Dienstmannen zu einem Landfriedenstage. Der Landgraf mit
seinen beiden Söhnen, ferner Friedrich Tuta von Landsberg und
die Bischöfe Bruno von Naumburg und Heinrich von Merseburg
erschienen auf dem angesetzten Tage und halfen eine Landfriedens-
ordnung für Thüringen aufrichten, die auch, ebenso wie den Juden-
schutz, auf Meißen auszudehnen der Erzbischof befugt wurde. Das
war insofern reichsrechtlich von großer Wichtigkeit, als damit zum
erstenmal seit langer Zeit das Reich seine Oberhoheit über die wetti-
nischen Lande wieder auszuüben begann und dabei nirgends auf Wider-
stand stieß.
Am 15. Februar 1288 schloß sich zu Dresden das müde Auge
Heinrichs des Erlauchten. 1221 hatte ihm des Vaters Tod die Herr-
schaft als einem Knaben zufallen lassen, was eine vormundschaftliche
Regierung notwendig machte. Etwa seit 1234, also seit über fünfzig
Jahren, hat er dann die Sorge der Leitung seiner Länder selbständig
übernommen. In diesem Zeitraum von mehr als einem halben Jahr-
hundert war es ihm beschieden, einen hochbedeutenden Umschwung in
der Entwickelung des deutschen Volkes mitzuerleben. Mit Treue hat
er, wie seine Vorgänger auch, an dem Kaiser festgehalten, so daß der
zeitgenössische Minnesänger, der Tannhuser, von ihm rühmen konnte,
ähnlich wie es Walther von der Vogelweide vom Vater gethan:
Heinrich der Missenacre,
der sine triuwe nie zerbrach,
derst allen wandels laere.“)
Aber das Stauffengeschlecht erlag dem Papsttume und verschwand;
auch das mächtige babenbergische Haus in Ssterreich, mit dem ihn
enge Bande der Verwandtschaft verknüpften, sah Heinrich 1247 aus-
sterben; in seinen späteren Jahren brach die überraschend schnell an-
gewachsene Macht Ottokars von Böhmen, dessen Tante Agnes seine
zweite Frau war, unter den Schwertschlägen der Habsburger wieder
zusammen. Das Interregnum mit seiner Anarchie durchlebte er mit und
bildete sich daran die Überzeugung von der Notwendigkeit eines ener-
*) Heinrich von Meißen, der seine Treue niemals brach, ist das Vorbild jedes
Wandels.