Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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rückte das Germanentum vor und verdrängt das flavische Idiom, bis es 
heutzutage, und auch nur aus gewissen Gründen in Lebensfähigkeit 
erhalten, bloß noch von etwa 120 000 Menschen gesprochen wird, sich 
teilend in das Ober= und Nieder-Sorbische oder auch Ober= und 
Niederlausitz-Wendische. Und auch diese wenigen brauchen das von 
den Vätern überlieferte Gut nur neben dem Deutschen. 
Überreste des Slaventums in der Sprache. 
Immerhin nahmen auch die Eroberer von den ihnen Unterlegenen 
an. Kein Zweifel, daß sich in den Niederungen allmählich die ein- 
dringende deutsche Bevölkerung mit der flavischen zu mischen begann, 
so sehr man auch zu verschiedenen Zeiten, namentlich in den Städten, 
darauf sah, daß kein „windischer. Mann" sich etwa in die Zünfte ein- 
schleiche, ja sogar nur unehrliche Beschäftigungen ihnen erlaubt waren. 
Man erkennt dies vornehmlich an dem obersächsischen Dialekt, der noch 
heute in der Hervorbringung der sogenannten harten Laute Schwierigkeiten 
findet, und in einigen Redensarten und Ausdrücken, die lediglich unseren 
Gegenden und solchen eigentümlich geblieben sind, die früher nach- 
weislich slavisch waren. Lehnworte, die allgemein im Deutschen ge- 
bräuchlich sind, wie Peitsche (böhmisch bi5, polnisch bicz), oder Grenze 
(polnisch granica), Kummet (der Pferde, polnisch chomat), Petschaft 
(moch mittelhochdeutsch petschat neben petschaft = böhmisch peSet), 
Schöps (tschechisch skopec, altbulgarisch skopici = Verschnittener, von 
"kopiti kastrieren) u. a. sollen hier keine Erwähnung finden. Es mögen 
einige andere im wesentlichen sächsische Wendungen und Ausdrücke hier 
den ihnen gebührenden Ort finden. „Es liegt mir auf der Plauze,“ 
d. h. ich bin heiser, etwas erkältet, erklärt sich aus dem wendischen 
pluco, gewöhnlich im Plural pluca die Lunge. Halunke würde von 
holan Haide, Wald als wendisch holanek, Haidebewohner, böhmisch 
holomek, armer Wicht, abzuleiten sein. Die Kuhmutsche findet sich 
in dem oberlausitzwendischen musa und muska, die Kuh, wenngleich 
hier wohl bei Germanen wie Slaven das „Muh“ der trefflichen Milch- 
spenderin mitgewirkt hat. Die Bieleente und das Huschegänschen sind 
in demselben Dialekte durch huk die Gans und pilo, die junge Ente 
vertreten. Kaule entspricht dem oberwendischen kula, Kugel, Walze. 
Quark dem niederwendischen und polnischen twarog, geronnene Milch;
	        
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