Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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Habgier seiner nächsten Verwandten nicht sicher fühlte, während ander- 
seits der Böhmenkönig, der sich nach Süden zu durch die neubegründete 
habsburgische Macht den Weg verlegt sah, nunmehr nach Norden zu 
sich auszubreiten gedachte und darum Friedrich von Dresden gern 
entgegenkam; hatte er doch bereits in Polen festen Fuß gefaßt, indem 
er sich den einen der Piasten Schlesiens, den Herzog Kasimir von 
Oppeln, unterworfen hatte; zu gleicher Zeit streckte er die Hand nach 
Breslau aus und that die ersten Schritte, Krakau und Sandomir in 
seine Gewalt zu bringen. Der Vertrag mit Friedrich dem Kleinen 
gab ihm willkommene Gelegenheit, sich in die Meißner Verhältnisse 
hineinzudrängen; auch der Inhalt der zu Prag ausgestellten Urkunde 
beweist solche Absichten deutlich, denn ganz im Widerspruch mit den 
Thatsachen wird Friedrich der Kleine Markgraf von Meißen und 
der Niederlausitz genannt und tritt Städte und Ortschaften ab, die 
ihm überhaupt nie gehört hatten. König Rudolf, der übrigens Schwieger- 
vater Wenzels war, bestätigte wenig später den Vertrag, der jedoch 
nicht zur vollen Ausführung gelangte, da eben, wie erzählt, sich Fried- 
rich Tuta ins Mittel schlug und seinerseits durch Kauf das Gebiet 
Friedrichs an sich brachte. Die ihm aus den beiden Käufen erwachsenen 
großen Kosten brachte er zum Teil mit Hilfe des Bischofs Witigo von 
Meißen auf, indem ihm dieser eine außerordentliche Besteuerung seiner 
Stiftsbauern gestattete. 
Rudolf von Habsburg und die Wettiner. 
In dieser Zeit allgemeiner Gährung kam König Rudolf vom 
Mittelrhein her nach Thüringen und hielt am 15. Dezember 1289 
seinen Einzug in Erfurt, wohin er für Weihnachten einen Reichstag 
angesagt hatte, und wurde von der Bevölkerung aufs Glänzendste und 
Wärmste empfangen. Man war sich wohl bewußt, welche Bedeutung 
das Erscheinen des Reichsoberhauptes zu bedeuten hatte in Gegenden, 
in denen man seit mehr als zwei Menschenaltern vom Kaiser nur 
gehört, ihn aber nie zu Gesicht bekommen hatte. Die schlichte, leut- 
selige Art des Königs, die in einer großen Anzahl von Anekdoten 
sich das Volk immer wieder gern berichten ließ, verfehlte nicht, auf 
das erstarkende Bürgertum einen großen Eindruck zu machen. Noch 
mehr aber war man mit Rudolf einverstanden, als der König seine 
Sturmhoefel, GSeschichte der saͤchsischen Lande. 22
	        
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