Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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Schmetten und Schmand dem oberwendischen und böhmischen smetana 
in demselben Sinne, eigentlich das Zusammengerührte; Jauche dem ober- 
und niederwendischen sucha, Brühe, Jauche; Bäbe dem oberwendischen 
und tschechischen babe, altes Weib, aber auch Aschkuchen, wegen der schief 
daran herunterlaufenden Runzeln; Krietscheln für geringes Obst dem 
tschechischen kkikala, geschnittenes oder gedörrtes Obst; gepritscht, für 
enttäuscht, vom Ziele abgebracht dem oberwendischen pres und tschechi- 
chen pris fort, weg, ganz wie auch oberlausitzisch und tschechisch fuc, 
sort, weg, diese Bedeutung beibehalten hat. Padauz oder pardauz 
erklärt sich durch oberwendisch padad fallen; das auch in den Formen 
„pomäle“, „bumäle“ erscheinende „pomadig" für phlegmatisch geht zurück 
auf oberwendisches pomalu (# ein am hinteren Gaumen gesprochenes 1) 
—allmählich, langsam. Daß „pietschen“ im Sinne von Trinken 
mit dem allgemein slavischen pie der gleichen Bedeutung verwandt ist, 
dürfte auch sonst bekannt sein. „Pimplig“ und „pimpeln“ hängt en, 
zusammen mit dem oberwendischen pimplis und pimplek, sehr zärtlich 
thun, zimperlich sein. Wer früher an der Elbe in der Dresdener 
Gegend wohnte, kannte genau die Bomätscher“ und ihren eintönigen 
Gesang, mit dem sie die großen Elbkähne stromaufwärts schleppten; 
es birgt sich darin das wendische Zeitwort pomos und pomhas, das 
helfen bedeutet. Die meisten dieser Ausdrücke entbehren völlig des 
Bürgerrechts in der hochdeutschen Schriftsprache und sind selbst in 
Sachsen nur denjenigen bekannt, die ein Ohr dafür haben, wie das 
Volk spricht. Um so mehr beweist sich das hohe Alter der Ausdrücke, 
denn nichts ist konservativer, als die Sprache des Volkes. — Aber 
wir haben noch auf einem anderen Gebiete, das viel ausgedehnter ist, 
reichliche Reste des ehemaligen slavischen Volkstums, das sind die 
Ortsnamen. 
Wendische Ortsnamen. 
Die slavischen Ortsnamen sind namentlich im Königreich Sachsen 
außerordentlich häufig und im allgemeinen an den Endungen au —. 
—a, Sitz und witz zu erkennen. Doch sind diese wortbildenden En- 
dungen so ungemein zahlreich, daß sie völlig aufzuzählen keinen Zweck 
haben würde. Ihrer Bedeutung nach sind die Ortsbezeichnungen ent- 
weder von Personennamen abgeleitet und weisen, entsprechend dem engen
	        
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