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die doch ihr Erbe erheblich schädigte, ohne Widerspruch zu; als aber
Albrecht sich auch in den Besitz von Leipzig bringen und es an die
Brandenburger überlassen wollte, zog Diezmann gegen die branden-
burgischen Übergriffe das Schwert. In einem im August 1293 ge-
lieferten Treffen, dessen Ortlichkeit nicht feststeht, trug er über Heinrich,
einen jüngeren Bruder Ottos IV., einen Sieg davon, der sogar den
Gegner in seine Gewalt brachte. Aus Dank für diesen glücklichen
Ausgang der Sache stiftete Diezmann der Thomaskirche zu Leipzig
einen neuen Altar. Wahrscheinlich hat auch Diezmanns Bruder
Friedrich an der Fehde mit teilgenommen, da er ein gleiches Interesse
an der Zurückdrängung der Askanier hatte. Ihn betraf übrigens im
Mai desselben Jahres der Verlust seiner Gattin, der Markgräfin
Agnes von Görz und Tirol, indem sie über der Geburt eines Sohnes
Friedrich, dann der Lahme oder Hinkende zubenannt, starb.
König Adolf und die Wettiner.
Währenddem war aber auch die zweite Gefahr, von der oben die
Rede war, eingetreten: nach zehnmonatigem Interregnum hatten die
Kurfürsten auf Betreiben des Mainzer und Kölner Erzbischofs den
Grafen Adolf von Nassau zum deutschen König erhoben, zu nicht ge-
ringem Arger Albrechts von Ssterreich, des Habsburgers; den aber
wollten bei seiner großen Hausmacht die deutschen Fürsten nicht zum
Herren über sich haben. Gerade aber die Machtlosigkeit des neuen
Königs, die in so gar keinem Verhältnisse stand zu der Bedeutung
der ihm übertragenen Stellung, mußte einem Manne wie Adolf, der
der Tapferkeit, Energie und Einsicht durchaus nicht entbehrte, auf den
Gedanken bringen, sich durch Erwerbung einer Hausmacht größeres
Ansehen und größere Bedeutung zu gewinnen. Zwei Fürsten haben
den neuen König, wenn es überhaupt notwendig war, auf die wet-
tinischen Lande aufmerksam gemacht: Gerhard von Mainz, der sich
von ihm mit der seiner Zeit von Gerlach von Breuberg ausgeübten
landfriedensrichterlichen Würde in Thüringen belehnen ließ, nachdem
er sich von ihm schon die Vogtei über die beiden Reichsstädte Mühl-
hausen und Nordhausen hatte verschreiben lassen, und König Wenzel
von Böhmen, der als Dank für seine Beihilfe zur Königswahl sich
ausdrücklich von Adolf versichern ließ, daß er die Markgrafschaft Meißen