erst spätere Überlieferung ist,
Markgraf Friedrich mit dem
Kinde und dessen Amme, nur
von zehn seiner Getreuen be-
gleitet, nächtlichertveile auf ver-
schwiegenen Pfaden von der
Burg durch die Aufstellungen
der Feinde. Aber o weh! Die
Kleine bekam Hunger und schrie
und ließ sich nicht beschwich-
tigen, obwohl die Feinde, da-
durch aufmerksam gemacht, die
Verfolgung begannen. Da
sprach die Amme: „Herr, es
schweiget nicht, wenn es nicht
saugen darf.“ Da hieß der
Graf die Seinen halten und
sprach: „Meine Tochter soll
dessen um dieser Jagd willen
nicht entbehren und sollte es
das Thüringer Land kosten!"“
Und hielt mit dem Kinde
und setzte sich mit den Sei-
nen zur Wehr, bis seine
Tochter wohlversorgt und ge-
nähret war. Dann aber wur-
den die Kaiserlichen wiederum
geschlagen und ihr Feldhaupt-
mann sogar gefangen ge-
nommen.
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Markgraf Otto IV. von Branden-
burg „mit dem Pfeile“.
Darstellung aus der Manesseschen Lieder-
handschrift in der Universitätsbibliothek zu
Heidelberg. ca. 1300.
Der Markgraf trägt ein purpurrotes,
pelzgefüttertes Ubergewand (Kappe, Warkus.
Schapperun) mit goldenem Saum am Hals-
ausschnitt und den Armlöchern; das Unter-
gewand (Suklenie) ist grün, die Mütze rot.
Er ist in jugendlichem Alter dargestellt,
mit seiner Gattin Schach spielend; in der
Linken hält er einen Rochen (Turm).
Des Königs Albrecht Kriegszug aber ward durch ein Ereignis
aufgeschoben, das seine Macht zunächst nach einer anderen Seite hin
vergrößerte. Am 4. August 1306 wurde auf einem Kriegszug nach
Schlesien Wenzel III. ermordet, und dieser Todesfall rief den König
nach Böhmen, wo es ihm gelang, im Oktober des genannten Jahres
die Wahl seines Sohnes Rudolf zum Nachfolger Wenzels durchzusetzen.